© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 52/24-01/25 / 20.-27. Dezember 2024

Kabinenklatsch
Wie alt ist denn der „Kleine“?
Ronald Berthold

Irgendwie hatte ich immer starke Zweifel, ob bei Borussia Dortmunds Jahrhunderttalent Youssoufa Moukoko alles mit rechten Dingen zuging. Kann ein Zwölfjähriger wirklich die B-Jugend-Bundesliga in Grund und Boden schießen? Immerhin sind die anderen dort vier bis fünf Jahre älter. Und jeder, der Kinder hat, weiß, daß zwischen den Altersgruppen Welten liegen. Fußball ist ein Kampfspiel. Gerade im Sturm tut es besonders weh. Vieles spricht nun dafür, daß Moukoko, der für Deutschland auch bei der WM in Katar zum Einsatz kam, viereinhalb Jahre älter ist als angegeben. Sein falscher Vater, Joseph Moukoko, hat nun eidesstattlich versichert, daß Youssoufa nicht am 20. November 2004, sondern bereits am 19. Juli 2000 geboren wurde. Nur der Ort bleibt gleich: Yaoundé, Kamerun. 2014 kam er nach Deutschland. Die unglaublichen Rekorde würden sich damit relativieren. In der Saison 2017/18 erzielte er als „Zwölfjähriger“ 40 Tore in 28 B-Junioren-Spielen. Auch das Finale bei Bayern München entschied er mit seinem Treffer zum 3:2-Endstand für die U17 des BVB. Das war einen Monat vor seinem wohl 18. Geburtstag. Ein Jahr später brach das angebliche Kind mit 46 Toren in 25 Einsätzen einen Allzeit-Rekord. Wenn es stimmt, was Joseph Moukoko nun beschwört, wäre der aber hinfällig, weil er da bereits ein Jahr über der Altersgrenze war.

Dieser Betrug geht auch auf Behördenversagen zurück. Die mutmaßlich gefälschte Geburtsurkunde erkannte ein Hamburger Bezirksamt an. Daß sich aber niemand traute, öffentlich die plausible Frage zu stellen, wie ein Zwölfjähriger fünf Jahre ältere Spieler nach Belieben dominieren kann, spricht für Angst vor Rassismus-Vorwürfen.