Helga ist Kult im Nachtleben der Hauptstadt. Als Klofrau der (Ost-)Berliner Hafenbar – eine der letzten zentral gelegenen deutschen Diskotheken mit Schlager und größtenteils einheimischem Publikum – ist sie die gute Seele für (tanz)lokale und touristische Nachtschwärmer. Vor 25 Jahren 1999 nach dem Tod ihres Mannes angefangen, um der ihr auf den Kopf fallenden Decke zu entkommen, ist die frühere Kindergärtnerin mittlerweile eine Institution mit Herz und Berliner Schnauze, die bei den Themen Händewaschen und Sauberkeit streng durchgreift und für Männlein wie Weiblein immer ein offenes Ohr oder mal eine Ersatzstrumpfhose, duftende Erfrischung oder ähnliches parat hat – eine ganz große „einfache Frau“. Die zahlreichen Stammgäste runden dafür gern den „Flatrate“-Euro auf und verweilen für einen kurzen Plausch im Trubel. Auch dies ließ das adrette und authentische Original Helga bis weit über das Rentenalter hinaus weitermachen: eine treue fleißige Instanz ihrer Hafenbar-Familie, die auch beim ganzen gentrifizierten Nerv mit dem Standortwechsel vor einigen Jahren blieb. 

Doch mit 85 ist nun endgültig Schluß. Am 20. Dezember pünktlich zu Weihnachten und Silvester arbeitet Helga Schmidt ihre letzte Schicht in Berlin-Mitte gegenüber des Fernsehturms und sagt stolz und humorvoll wie eh und je adieu bei „der letzten Spülung“. Viele werden sich verabschieden – und sie vermissen.