Wie kann man im Zeitalter der „Cancel Culture“ noch politisch unkorrekte Comedy machen? Man muß es einfach machen! Daß dies auch heute noch möglich ist, beweist der Podcast des Komiker-Duos „Mundstuhl“. Die beiden Frankfurter Lars Niedereichholz und Ande Werner gehörten in den späten 1990er und frühen 2000er Jahren zu den erfolgreichsten Unterhaltungsgespannen der Republik. Damals ging im deutschen Fernsehen und auf den hiesigen Kabarettbühnen nicht nur noch nahezu alles, die Kunst der Provokation gehörte gar regelrecht zum popkulturellen Zeitgeist.
Der öffentlich-rechtliche Radiosender hat bereits angekündigt, seine Unterstützung einzustellen.
Mit gerade mal Anfang Dreißig haben die Jungs nicht nur diesen wesentlich mitgeprägt, sie gehörten mit ihren kultigen Charakteren „Dragan und Alder“ auch zu den Mitbegründern eines Genres, das man wohl am treffendsten als „Kanak-Sprak-Comedy“ umschreiben kann. Daß sie damit indirekt zu der Entstehung eines ziemlich unlustigen „Erkan & Stefan“ -Kinofilms aus dem Jahr 2000 beigetragen und mehr oder minder den Grundstein für die heute allgegenwärtige, oft etwas angestrengte „Ethno-Comedy“ gelegt haben, konnten die zwei ja nicht ahnen.
Gelohnt hat sich das Ganze für die Hessen allemal. „Mundstuhl“ eroberte mit Tonträgern regelmäßig die Charts und bekam 2007 sogar eine eigene Sendereihe auf Comedy Central. Im Gegensatz zu vielen ihrer inzwischen so woken Kollegen sind „Mundstuhl“ ihrem Verständnis von dem, was lustig ist, bis heute treu geblieben.
Mit der Zeit gehen die beiden Comedians dennoch. Ihre rar gewordenen TV-Auftritte kompensieren sie nicht nur mit ausverkauften Tour-Auftritten, sondern eben auch mit ihrem Podcast, in dem sie sich unverblümt über Shitstorms, das Gendern und den Nanny-Staat lustig machen. Präsentiert wird „Mundstuhl – der Podcadz“ ironischerweise von dem öffentlich-rechtlichen Radiosender SWR3. Dieser hat aber angekündigt, seine Unterstützung zum Ende des Jahres einzustellen – angeblich aus Kostengründen. Dem weiteren, so „befreiten“ Erfolg des Formats dürfte die weitere Entfesselung der Gespräche der beiden mittlerweile alten weißen Männer keinen Abbruch tun.