Digitalisierung, Papierpreise, sinkende Nachfrage und Bezahlbereitschaft, der klassische Lokaljournalismus kriselt. Die kürzlich vorgestellte Pionierstudie „Wüstenradar“ warnt, in etwa jedem zweiten Landkreis gebe es aktuell nur noch eine eigenständige Tageszeitung. Die Erhebung der Hamburg Media School, die von dem Netzwerk Recherche, der Rudolf-Augstein-Stiftung und Transparency International Deutschland unterstützt wurde, zeigt zwar, daß es auf Landkreisebene in Deutschland noch keine Nachrichtenwüsten gibt, Lokalblätter jedoch gerade im ländlichen Raum immer weniger werden.
Der frühere Spiegel-Chefredakteur Georg Mascolo forderte im November politische Konzepte zur Unterstützung lokaler und regionaler Medien. Bereits im September schlug der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV), Stefan Hilscher, eine Absenkung der Mehrwertsteuer für Presse-Erzeugnisse vor. Aufgeschlossener Zuhörer beim damaligen 70. Jubiläum des BDZV: Noch-Kanzler Olaf Scholz. Das Platzen der Ampel-Koalition hat das Thema lediglich verschoben, so daß es das neue Jahr und die nächste Regierung hartnäckig begleiten wird.
Denn auch die „Wüstenradar“-Studie sammelt diverse Hilfsmaßnahmen: Subventionen für Journalistenstellen, Förderung von Digitalprojekten, Bürger-Gutscheine für Presseprodukte, mehr Medienkompetenz, sprich mehr anerzogene Anerkennung für „Qualitätsjournalismus“, Print-Zustellerförderung und die Anerkennung der Gemeinnützigkeit. Gerade letzteres läßt aufhorchen. In der Tat ist das Schlagwort der Lokaljournalismuskrise eng mit dem Lobbyieren für einen vermeintlich „gemeinnützigen Journalismus“ verbunden. Insbesondere das links-aktivistische „Correctiv“ agiert hier zusammen mit rot-grün geprägten Stiftungen für eine Etablierung und Förderung von „gemeinnützigen“ Medien. Dies würde nichts Geringeres als ein drittes Modell neben öffentlich-rechtlichen Anstalten und privatwirtschaftlichen Medienhäusern bedeuten, das letztlich mit Steuergeldern quer oder direkt finanziert wird. Ein zweiter großer Topf neben dem Rundfunkbeitrag wäre die Folge, aus dem sich kaum überlebensfähige, aber eben für die Demokratie wichtige Projekte – so die offizielle Lesart – bedienen können. Der Lokaljournalismus dient hier lediglich als vorweg getragene Monstranz, die es zu sichern gelte. Doch insbesondere die Kämpfe „gegen Rechts“ und „gegen Haß und Hetze im Netz“ sollten warnende Beispiele sein, daß neben Mainstreammedien hauptsächlich linke Parteienvorfeldorganisationen begünstigt werden. Oder meint irgendwer, ein rechtskonservatives lokales Online-Portal hätte Chancen, als förderungswürdig und gemeinnützig eingestuft zu werden?