Dresden ist untrennbar mit dem Leben Caspar David Friedrichs (1774–1840) verbunden. Hierhin zog es den jungen Künstler, hier fand er zur Malerei, gründete eine Familie, durchlebte Krisen wie Erfolge, legte die Grundlagen für seinen späteren Ruhm. Zum 250. Geburtstag widmete die Stadt seinem berühmten Bürger eine beeindruckende Ausstellung, die wie kaum zuvor die Entwicklung vom jungen Talent zum bewunderten Genie faßlich macht.
In Greifswald geboren, studierte Friedrich zunächst an der Königlich Dänischen Kunstakademie in Kopenhagen, um sich dann ab 1798 im damaligen Kulturzentrum des Deutschen Reiches, dem „Florenz an der Elbe“, fortzubilden. Seinen Werken in der Dresdner Ausstellung sind teils Bilder aus dem Fundus beigestellt, die mutmaßlich als Anregung dienten. Beispielsweise ist die „Gebirgslandschaft mit Regenbogen“ von 1810, die das Naturschauspiel eines Mondregenbogens zeigt, umringt von Barockgemälden, die Friedrich wohl kannte. Inwiefern der Betrachter dieser Interpretation folgen mag, ist ihm überlassen. Tatsache bleibt jedoch die faszinierende Wirkung auf den Geheimrat Johann Wolfgang Goethe, der das Bild für Weimar aufkaufen ließ.
Ansonsten sind die Berühmtheiten alle versammelt, darunter das ikonische Zentralwerk „Der Wanderer über dem Nebelmeer“, weiter „Das Kreuz im Gebirge“, „Der Mönch am Meer“ und „Abtei im Eichwald“, jene preisgekrönten Gemälde, die Friedrichs Ruhm über Sachsen hinaus festigten. Sie alle zeigen die ungeheure Dynamik, mit der sich Friedrich von der überkommenen Bildsprache von Barock und Klassizismus löste und zu einem eigenen Ausdruck fand, der dann als Romantik in die Kunstgeschichte einging. Gebirge, Bäume, Nebel – alles wird hier zum transzendenten Ereignis.
Wer also Friedrichs wahren Lehrmeister kennenlernen will, der sollte Dresdens Umgebung aufsuchen. In den Felsformationen des Elbsandsteingebirges, den sich festklammernden Bäumen, den Nebelschwaden, in dem ruhig dahinfließenden Strom erleben wir den einen großen Gestalter, dessen Macht und Herrlichkeit Friedrich mit großer Könnerschaft auf der Leinwand festhielt.
Bild: Caspar David Friedrich, Gebirgslandschaft mit Regenbogen, 1810
Die Ausstellung ist noch bis zum 5. Januar 2025 im Dresdner Albertinum, Tzschirnerplatz 2, täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr, Do.–Sa. bis 21 Uhr, zu sehen. https://albertinum.skd.museum