Einen neuen Höchststand von 350 Milliarden Dollar erreicht der Marktwert von SpaceX in seiner aktuellen Finanzierungsrunde. Seit der letzten Runde vor drei Monaten ist das ein Wertzuwachs von 65 Prozent. Mitarbeiteraktien kauft SpaceX im Wert von 1,25 Milliarden Dollar zurück, was vielen der 14.000 Angestellten Millionenerlöse einbringt. Die Weltraum-Firma von Elon Musk schwimmt im Boom der US-Technologiewerte mit, der auch die nicht börsennotierten Unternehmen beflügelt.
Nach dem Dax schoß nun auch die US-Technologiebörse Nasdaq erstmals über den Zählerstand von 20.000. Damit hat sie 32 Prozent in diesem Jahr zugelegt. In Euro sind es wegen dessen Wertverlust 39 Prozent. Verwirren können die zwei Nasdaq-Indizes, die ähnliche Werte haben: der Gesamtindex aller an der Technologiebörse gehandelten Werte, der Nasdaq Composite, der vorige Woche die 20.000 überschritt, und der Nasdaq-100, der nur die 100 größten Werte berücksichtigt. Letzterer bildet die Grundlage für viele Indexfonds und auch Derivate wie Futures und Optionsscheine. Der Nasdaq-100 passierte schon im Juli erstmals die 20.000er-Marke. Erwähnenswert in der Rallye ist nicht nur Crowdstrike, das die Kursverluste nach dem durch ein fehlerhaftes Update verursachten Internetcrash vom Juli fast wieder ausgeglichen hat, sondern auch Broadcom, bisher bekannt als Chiplieferant für Apple. Euphorie über einen neuen KI-Chip macht das Unternehmen zum Zehnten mit einem Marktwert über einer Billion Dollar. Bewertungen von Technologieaktien erreichen einen Rekordwert nach dem anderen und liegen weit außerhalb der historischen Schwankungsbreiten.
Naheliegend ist die Vermutung einer Börsenblase. Doch die können lange andauern. Nach dem Börsengang von Netscape im August 1995 dauerte es fast fünf Jahre bis zum Platzen der Internetblase im März 2020. Der Nasdaq stieg in dem Zeitraum um 400 Prozent, der Nasdaq-100 sogar um 700. Vom Corona-Tiefstand bis heute sind die beiden um rund 200 Prozent gestiegen. Wenn man es so betrachtet bleibt noch viel Raum für eine irrationale Blase. Zumal das Umfeld gut aussieht: Eine technik- und unternehmensfreundliche Regierung wird im Januar in den USA das Ruder übernehmen – mit Steuersenkungen und Deregulierung. Das Gegenargument: Es wird dauern, bis auch nur ein Teil davon umgesetzt ist, und Anleger tun so, als ob sofort eine Zeitenwende vollendet wäre.
Amerikaner waren noch nie so optimistisch mit Blick auf die Börse, hatten noch nie einen so hohen Anteil ihrer Vermögen in Aktien investiert. Im dritten Quartal stieg ihr Vermögen um 4,9 Billionen Dollar, etwas mehr als Deutschlands jährliche Wirtschaftsleistung. So kommt es zu abstrusen Exzessen. Obwohl SpaceX nicht börsennotiert ist, konnten Kleinanleger vom Wertzuwachs durch Fonds profitieren, die Anteile halten, wie an dem geschlossenen Fonds Destiny Tech100. Er hat 37 Prozent in SpaceX investiert, handelt aber mit einem Aufschlag von 1.263 Prozent über dem Wert seiner Anlagen. Erst eine Verzehnfachung des Anlagewerts würde dem aktuellen Kurs entsprechen. Es gilt: Was gut aussieht, ist nicht unbedingt eine gute Anlage.
Während ihr Index neue Höhen erklimmt, erlitt die Börse Nasdaq selbst einen Tiefschlag. Ein Gericht untersagte ihr, einen „diversen“ Aufsichtsrat als Zulassungskriterium zur Notierung zu verlangen. Der Kampf gegen woke Ideologie in der Wirtschaft kann so einen weiteren Erfolg aufweisen.