Grüne Wohlstandsillusionen sind geplatzt, die Ampel-Koalition auch. Am Ende des Jahres 2024 ist die Bundesrepublik instabiler und wirtschaftlich schwächer geworden. Konservative Kräfte setzen in Europa ihren Aufstieg fort. In Deutschland erodiert das klassische Parteiensystem weiter; als neue Kraft erzielt das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) erste Wahlerfolge.
Das Jahr beginnt mit landesweiten Bauernprotesten gegen höhere Steuern auf Agrardiesel und die Brüsseler Regulierung. Während die Bauern sich – in einigen Punkten durchaus erfolgreich – wehren, akzeptieren die deutschen Arbeitnehmer sang- und klanglos eine weitere Anhebung des Rentenalters auf 66 Jahre. Im Januar gründet Sahra Wagenknecht ihre neue Partei und spaltet damit Die Linke. Am 17. Februar etabliert sich auch die Werteunion des früheren Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen als Partei – ein bisher bei Wahlen erfolgloses Unterfangen.
In den Medien beginnt eine wahre Feldschlacht gegen die AfD unter dem Stichwort „Wannseekonferenz 2.0“, die von den anderen Parteien nur zu gerne flankiert wird. Anlaß ist das Treffen eines Gesprächskreises, zu dem auch AfD- und CDU-Mitglieder gehören, in der Nähe von Potsdam. Dort soll laut Berichten über eine millionenfache Remigration gesprochen worden sein. Später stellen sich die Berichte als verzerrt und überzogen heraus, dienen jedoch Politikern anderer Parteien dazu, im Bundestag ein Verbotsverfahren gegen die AfD anzustoßen.
Am 1. April tritt das Cannabisgesetz in Kraft; eine alte Forderung von Grünen und FDP wird damit umgesetzt. Es erlaubt den Besitz von Cannabis zum Eigenkonsum in bestimmten Mengen. Cannabis gilt als klassische Einstiegsdroge. Später im Jahr wird eine Zunahme der Zahl der Drogentoten bekannt, was in Berlin auf keine Resonanz stößt.Am 23. Mai wird die Bundesrepublik 75 Jahre alt. In seiner Festrede im Bundestag fordert der frühere Bundesinnenminister Gerhart Baum (FDP) zur Bewahrung des Parlamentarismus auf. Er kenne „keinen Ersatz für die repräsentative Demokratie“. Daß seine Parteifreunde zusammen mit Rot-Grün und der Union wenige Monate später nach dem Ende der Ampel-Koalition den Bundestag mit Verfahrenstricks für mehrere Wochen komplett lahmlegen und damit die Parlamentstätigkeit verhindern werden, kann Baum noch nicht wissen.
Ende Mai erschüttert ein islamistischer Anschlag Deutschland. In Mannheim tötet ein Afghane mit einem Messer einen Polizisten und verletzt fünf Menschen schwer, darunter auch den bekannten Islamkritiker Michael Stürzenberger. Dies läßt die Debatte über Sicherheitsdefizite wegen offener Grenzen und zu wenig Abschiebungen von Gewalttätern wieder aufleben. Tatsächlich werden mehr Grenzkontrollen durchgeführt, und es kommt zu symbolischen Abschiebeaktionen. Bei einem Flug von Afghanen nach Kabul stellt sich heraus, daß die Heimkehrer mit einem üppigen Taschengeld aus der Staatskasse versehen wurden. Am 23. August kommt es in Solingen zu einem Massaker: Ausgerechnet beim „Festival der Vielfalt“ tötet ein Syrer, der längst hätte abgeschoben werden sollen, drei Menschen, acht werden verletzt. Politiker der Ampel-Koalition warnen sofort vor voreiligen Schuldzuweisungen und Schlußfolgerungen, die CDU verspricht hartes Durchgreifen, muß sich aber später Vorwürfe gefallen lassen, daß die schwarz-grüne Landesregierung in Düsseldorf nicht unbedingt für konsequentes Abschieben steht.
Bei der Europawahl am 9. Juni zeigt sich die ganze Unzufriedenheit mit der Ampel, deren Bundeskanzler Olaf Scholz in allen Umfragen weit hinten steht. Rot-Grün verliert kräftig, die CDU/CSU wird deutlich stärkste Kraft. Die AfD zeigt sich gegen alle Anfeindungen immun und legt um fünf Punkte auf 14,9 Prozent zu. Das BSW feiert seinen ersten Achtungserfolg. Die Ergebnisse der ebenfalls an diesem Tag stattfindenden Kommunalwahlen in acht Bundesländern zeigen starke Zuwächse für die AfD und starke Verluste für die Grünen – unter anderem eine Folge des „Heizungsgesetzes“ von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), der die Leute zum Einbau von Wärmepumpen und zu teuren Isoliermaßnahmen ihrer Häuser zwingen will. Habeck wird später trotzdem Kanzlerkandidat der Grünen.
Bei den Landtagswahlen am 1. September in Thüringen und Sachsen und am 9. September in Brandenburg triumphiert die AfD, das BSW etabliert sich, SPD, Grüne und FDP stürzen ab. Da die von der CDU errichtete Brandmauer hält, kommt die AfD nirgendwo in die Regierung. In Thüringen wird extra die Geschäftsordnung geändert, um zu verhindern, daß die AfD als größte Fraktion den Landtagspräsidenten stellen kann.
Beim Wachstum Schlußlicht in Europa
Am 23. September nominiert die Union CDU-Chef Friedrich Merz zum Kanzlerkandidaten. Angesichts der guten Umfragewerte hat er gute Chancen, nach der nächsten Bundestagswahl Kanzler zu werden. Die AfD nominiert später Alice Weidel, die SPD hält an Scholz fest. Die Unzufriedenheit mit der Regierung nimmt zu, die Lage der Wirtschaft verschlechtert sich, beim Wachstum ist Deutschland Schlußlicht in Europa. Es drohen Werksschließungen, etwa bei VW, und Massenentlassungen. Wie schon bei der Europameisterschaft im Fußball zeigt sich, daß Deutschland inzwischen mehr für rote Laternen als für Siegertreppchen steht.
Die Ampel-Koalition platzt am 6. November mit einem lauten Knall. Kanzler Olaf Scholz wirft Finanzminister Christian Lindner raus, nachdem dieser sich geweigert hatte, mehr kreditfinanziertes Geld zur Verfügung zu stellen, was ein Verstoß gegen die Verfassung gewesen wäre. SPD und Grüne machen als Minderheitsregierung weiter. Scholz verliert die Vertrauensfrage im Bundestag, Neuwahlen können somit am 23. Februar 2025 stattfinden.
Am 18. November waren es tausend Tage seit Rußland den Krieg gegen die Ukraine begann. Zwar hat der zum Erstaunen des deutschen Establishments zum US-Präsidenten gewählte Donald Trump eine schnelle Beendigung des Krieges angekündigt, aber Trump tritt sein Amt erst 2025 an. In Deutschland wird weiter über Taurus-Marschflugkörper für die Ukraine gestritten. Scholz will nicht liefern, Union, FDP und Grüne sind dafür, AfD und BSW dagegen. Es wird wieder eine Weihnacht mit Krieg statt Frieden in Europa.