© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 51/24 / 13. Dezember 2024

Kabinenklatsch
Grüne Einwechslung
Ronald Berthold

Was ich heute schreibe, wird wohl viele überraschen. Die Einwechslung des ehemaligen Grünen-Chefs Omid Nouripour bei Eintracht Frankfurt finde ich nicht kritikwürdig – auch wenn ich das ganze Brimborium um Nachhaltigkeit, Vielfalt, Diversität, Regenbogen usw. hier oft genug angeprangert habe. Wenn es aber schon einen Nachhaltigkeitsbeauftragten gibt, warum dann nicht Nouripour? Paßt doch in sein politisches Profil. Was ich aber wichtiger finde: Der 49jährige ist leidenschaftlicher Eintracht-Fan. Es ist für ihn auch eine Herzensaufgabe, für den Klub zu arbeiten, mit dem er sich identifiziert. Wenn er zum Beispiel in den Red-Bull-Konzern gewechselt wäre, könnte man ihm finanzielle Motive unterstellen. Aber sich bei seinem Lieblingsverein einzubringen, ist völlig in Ordnung. Der Politiker gründete bereits vor zwölf Jahren den Eintracht-Fanclub „Die Bundesadler“ im Deutschen Bundestag. 

Und so oft wie wir über gescheiterte Integration klagen, Nouripour ist das beste Beispiel dafür, daß es auch anders geht. Erst mit 13 Jahren kam er mit seinen Eltern aus dem Iran nach Deutschland. Schon vorher begann er Deutsch zu lernen und hat sich in Frankfurt am Main, wo so viele andere Migranten ins Drogendealer-Milieu abrutschen, extrem schnell und gut integriert. Seinen muslimischen Glauben behält er zwar bis heute bei, als religiöser Fanatiker ist der Mann mir aber nie aufgefallen. Und noch etwas: Schlimmer als der frühere Eintracht- und heutige „Ehren“-Präsident Peter Fischer ist Nouripour bei weitem nicht. Anders als von dem Proleten mit Halstuch habe ich vom Ex-Grünen-Chef noch nie gehört, man solle AfD-Wählern „Ohrfeigen geben“ und ihnen ins „Gesicht kotzen“.