Die britische Philosophin Kathleen Stock hat in einem Beitrag für das Portal Unherd auf das tragische Schicksal eines zwanzigjährigen Oxford-Studenten hingewiesen. Alexander Rogers hatte sich, eine Woche nachdem er von Kommilitonen bloßgestellt worden war, das Leben genommen. Anfangspunkt der tragischen Entwicklung war die Aussage einer Frau, daß sie bei einem Rendezvous mit Rogers ein „ungutes“ Gefühl gehabt habe. Einer ihrer Ex-Freunde ging Rogers daraufhin körperlich an, Mitstudenten nutzten die Sozialen Medien, um sich zu distanzieren. Kurz darauf folgte der Suizid. In einem Abschiedsbrief schrieb der Student, er habe eine „unbeabsichtigte, aber unverzeihliche“ Tat begangen, die ihm ein Weiterleben unmöglich mache. Die ermittelnden Behörden gehen davon aus, daß zwischen der Ächtung und dem Entschluß zur Selbsttötung ein unmittelbarer Zusammenhang besteht. Rogers College – Corpus Christi – hat mitgeteilt, daß es als Normalfall gelten könne, daß „Studenten ohne Kenntnis aller Fakten vorschnell ein Urteil fällen, die Beschuldigten meiden und einen ‘Mob’ bilden“, der seine Aktivitäten gezielt gegen eine Person richtet. Dem Bericht zufolge ist „diese Kultur nicht auf die Universität Oxford beschränkt – sie ist ein Problem für den gesamten Hochschulsektor“.
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„Für die Anhänger der Demokratie handelt es sich viel weniger darum, Mittel zu finden, das Volk an die Regierung zu bringen, als solche, die es dem Volke gestatten, die für die Regierung Fähigsten zu wählen. Ferner ihm die Möglichkeit zu geben, auf diese eine so große Macht auszuüben, damit es ihre Taten im Ganzen leiten kann, nicht aber ihre einzelnen Handlungen oder die Mittel der Ausführung. Das ist das Problem. Ich bin vollkommen überzeugt, daß von seiner Lösung das Schicksal der modernen Nation abhängt.“ (Alexis de Tocqueville in einem Brief an John Stuart Mill vom 5. Dezember 1835)
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Gehirnwäsche: Beim Blick auf den Anschlag, der die „Lieben Heimbewohner und Heimbewohnerinnen“ zur „Bewohnerversammlung“ einlädt, fragt der innere Zensor prompt, warum das nicht „Bewohnendenversammlung“ heißt?
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Nachdem die Innenministerin den Weihnachtsmarkt zum Markenkern europäischer Kultur erklärt und ein Messerverbot verhängt hat, das die Polizei vor Ort durchsetzen soll, bleibt offen, wie das ohne racial profiling gelingen wird.
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Die Ausladung des israelischen Historikers Benny Morris an der Universität Leipzig hat Unverständnis, gelegentlich auch Verstörung darüber hervorgerufen, daß aktivistische Gruppen offenbar jede Meinungsäußerung verhindern können, die nicht in ihr Weltbild paßt. Was nicht nur für ein ausgesprochen kurzes Gedächtnis spricht – sind es heute die Trupps von Pro Palestine oder die Kämpfer gegen Transfeindlichkeit, war es gestern die Antifa und vorgestern das Bündnis aus Jungsozialisten und Basisgruppen und KBW –, sondern auch für einen erschütternden Mangel an Urteilsfähigkeit. Westliche Hochschulen kennen seit Jahrzehnten keine freie Debatte mehr, was auch an der Feigheit von Professoren und Verwaltung, aber vor allem daran liegt, daß die Linke auf dem Campus Narrenfreiheit genießt und sich einen Dreck um Recht und Gesetz schert.
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Gisela Friedrichsen hat in einem Beitrag für die Welt am Sonntag (Ausgabe vom 8. Dezember) über den Reichsbürgerprozeß in Frankfurt am Main berichtet. Folgt man ihrer Schilderung, ist schwer zu entscheiden, was bizarrer ist: das Weltbild der Angeklagten, die Entschlossenheit der Bundesanwaltschaft, sie als Terroristen zu behandeln (vollständiges Entkleiden und Durchsuchung aller Körperöffnungen vor jedem Verhandlungstag!) oder die Kläglichkeit der Hinweise auf eine akute Staatsgefährdung. Immerhin fällt die Abstimmung der Leser zur Online-Version des Textes eindeutig aus: 2.753 pflichten der Einschätzung der Autorin bei, daß mit dem Verfahren nur dem Zeitgeist nachgelaufen werde, 57 nicht (Stand 7.33 Uhr am 8. Dezember).
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„Es geht um Macht, und wenn wir sie nicht haben, haben sie die verdammten Linken!“ (Xavier Milei, Anarchokapitalist, Staatspräsident Argentiniens)
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Bildungsbericht in loser Folge: Unter der Überschrift „Niedersachsens Abitur soll zeitgemäß und zukunftsfest aufgestellt werden“ hat das zuständige Kultusministerium zahlreiche Neuerungen im Hinblick auf das präsentiert, was einmal die „Hochschulreife“ attestierte. Dazu gehören auch „Neue Prüfungsformate“, die ein „Modernes Abitur“ gewährleisten sollen: „Bei dem sogenannten ‘Kombinierten Leistungsnachweis’ werden produktive mit reflexiven Teilen kombiniert. Mögliche Elemente könnten zum Beispiel die Erstellung eines Podcast, eine Ausstellungskonzeption, eine Podiumsdiskussion oder auch eine schriftliche Ausarbeitung zu einem Fachthema sein. Dabei sollen die Prüflinge auch über den Entstehungsprozeß reflektieren und ihre Entscheidungen begründen können. Hier soll auch kollaboratives Arbeiten ermöglicht werden.“
Die nächste „Gegenaufklärung“ des Historikers Karlheinz Weißmann erscheint am 3. Januar in der JF-Ausgabe 2/25.