© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 51/24 / 13. Dezember 2024

Popkulturelle Führer der muslimischen Jugendbewegung
Alles für das Kalifat

Gruppen wie „Muslim Interaktiv“, „Realität Islam“  und „Generation Islam“ nutzen die Eskalation im Nahen Osten und drängen seit einem Jahr verstärkt in den öffentlichen Raum, um in Deutschland unter der Parole „Das Kalifat ist die Lösung“ für einen Systemumsturz zu agitieren. Mit relativ überschaubaren Demonstrationen wie in Essen und Hamburg konnten die Organisatoren nach Einschätzung von Andreas Jacobs, Leiter Abteilung Gesellschaftlicher Zusammenhalt der Konrad-Adenauer-Stiftung, ein „immenses Medienecho“ erzeugen (Politische Meinung, 587/2024). Hinter diesem scheinbar überraschenden „Kult ums Kalifat“ stecke eine von langer Hand aufgebaute Infrastruktur und ein klares politisches Programm. Denn die Kalifats-Aktivisten sind legale Tarnorganisationen der seit 2003 in Deutschland mit Betätigungsverbot belegten Bewegung Hizb ut-Tahrir (HuT: „Partei der Befreiung“), die seit den 1950ern für eine umfassende islamische Weltordnung kämpft, in der Demokratie, Grundrechte und nach „westlichen Werten“ lebende Menschen keinen Platz haben werden. Im Unterschied zu anderen fundamentalistischen Formationen wie der Muslim-Bruderschaft inszenieren sich die Frontmänner der HuT-Nachfolger aber nicht als religiöse Autoritäten, sondern als popkulturelle Führer einer migrantischen Jugendbewegung, zu deren Image „trendige Klamotten, Rapperhabitus, Muscle-Cars und Kampfsportkörper“ gehören. Ihre Ansprache sei chauvinistisch und subkulturell, die Botschaft klar: gegen Demokratie und Homosexuelle, USA und Israel, gegen „Integration“, für strikte Abgrenzung gegenüber den Gesellschaften der Ungläubigen. (dg)  www.kas.de/de/web/die-politische-meinung