Es ist aber auch verflixt mit diesem „grünen Wirtschaftswunder“. Statt Wachstumszahlen wie in den 1950er und 1960er Jahren, die SPD-Kanzler Olaf Scholz versprochen hat, entwickelt sich die hochsubventionierte klimagerechte Transformation der deutschen Wirtschaft zum Milliardengrab. Mit der mit Pomp gefeierten Ansiedlung des Batterieherstellers Northvolt blamieren sich Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), Scholz und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) nicht nur bis auf die Knochen. Sie werfen auch wieder einmal das von den Steuerzahlern aufgebrachte Geld zum Fenster hinaus. Ein „Leuchtturm“ für die Energie- und Mobilitätswende sollte das Projekt sein. Akkus made in Germany für die unverkäuflichen E-Autos: Das sollte den Aufschwung und nebenbei auch noch 10.000 Arbeitsplätze in die Region bringen.
Nachdem vor nur sieben Monaten in der Einöde bei Heide alle schwarz-rot-grünen Politiker kamerawirksam den roten Fake-Knopf zum Baustart gedrückt und noch eine Runde „Boßeln“ gespielt hatten, kommt nun die Nachricht: Northvolt ist pleite. Die 600 Millionen-Euro-Anleihe, die Bund und Land dem Unternehmen über die KfW in die Hand gedrückt hatten, sind futsch – dazu weitere 20 Millionen Euro Zinsen. Da sind sich Finanzexperten einig. Denn das „Chapter 11“-Insolvenzverfahren, dem sich der Batteriehersteller in den USA unterworfen hat, kennt vor allem ein Ziel: den Schuldenschnitt. Bund und das klamme, schwarz-grün geführte Land müssen der KfW den Schaden je zur Hälfte erstatten.
Habeck aber glaubt noch daran, daß das Geld zurückfließt. Schließlich ist Wahlkampf, und der Mann, der Deutschlands Wirtschaft in Rekordzeit gegen die Wand gefahren hat, will Kanzler werden. Die Bauruine in der Nähe von Heide steht für dieses Scheitern – genau wie die mit zehn Milliarden Euro nach Magdeburg gelockte Chipfabrik von Intel, die es niemals geben wird. Jeder Kaufmann prüft die Zahlungsfähigkeit und die Sicherheiten des Schuldners, bevor er nur einen geringen Betrag auszahlt.
Damit war im Fall Northvolt neben Habecks Wirtschaftsministerium auch das von Christian Lindner (FDP) geführte Finanzministerium betraut. Sie kamen zu einem völlig falschen Ergebnis. Dieses politische Ergebnis dagegen ist richtig: Spitzenpolitiker von SPD, Grünen, CDU und FDP haben in ihrem Transformationswahn komplett versagt. Wie es immer so ist: Eine Katastrophe zieht die nächste nach sich. Die Pleite des Batterieherstellers, wichtiger Zulieferer für die Ladenhüter namens Elektrofahrzeuge, bringt die deutsche Automobilindustrie in Schwierigkeiten. Die hat, erst recht bei den politischen Signalen zu Northvolt, auf die Lieferung der Akkus gesetzt. Doch die bleibt erst einmal aus. Mehrere Unternehmen müssen nun offenbar die Auslieferung neuer Modelle verschieben.
Northvolt produziert die Batterien unter anderem für Audi und Porsche. Bei dem Sportwagen-Hersteller könnte sich der Verkaufsstart des Elektro-Flitzers 718 deutlich nach hinten verschieben. Der Termin Ende kommenden Jahres ist wohl nicht mehr zu halten. Und bei Audi sind gleich mehrere Modelle betroffen. Hinzu kommen nun offenbar deutlich höhere Preise für die Akkus von anderen Anbietern. Das dürfte die ohnehin überteuerten und wie Blei in den Showrooms stehenden E-Autos noch unattraktiver machen. Statt eines grünen Wirtschaftswunders, auf das sie so gesetzt hatte, erlebt die Autoindustrie ihr blaues Wunder.