© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 50/24 / 06. Dezember 2024

Kabinenklatsch
Sicher ist nichts
Ronald Berthold

Seit meiner Kindheit liebe ich es, Tabellen zu studieren. Spaß macht es, wenn man in Gedanken durchrechnet, wie es nach dem nächsten Spieltag aussehen könnte. Und da ist im Moment wohl nichts spannender als die Zweite Fußball-Bundesliga. Nach 14 Spieltagen können die Fans von vielen Mannschaften auf den Aufstieg hoffen. Die Plätze zwei bis zehn trennen nur zwei Punkte. Wahnsinn. Ein Sieg, eine Niederlage – und schon sieht alles ganz anders aus. Aber ich habe noch ein anderes Phänomen entdeckt: Wenn man nach einem großen Teil der Saison null oder einen Zähler ergattert hat, spricht man üblicherweise vom „abgeschlagenen Tabellenletzten“.

Das würde auf zwei Potsdamer Teams zutreffen: Die Frauenfußballerinnen von Turbine haben nach zehn von 22 Bundesliga-Partien erst einen einzigen Punkt auf der Habenseite – und die Handballer vom VfL aus elf Spielen im Oberhaus sogar noch gar keinen. Da dürfte die Sache jetzt schon klar sein: Abstieg. Ist es aber nicht. Denn mit einem Sieg könnten die Turbinen das rettende Ufer erreichen. Köln und Jena auf den Nichtabstiegsplätzen haben nämlich auch nur zwei bzw. drei Zähler. Und den Handballern fehlen nur zwei Siege, um mit dem HC Erlangen gleichzuziehen, obwohl die am vorigen Wochenende gewonnen haben. Beide Potsdamer Klubs sind total erfolglos. Aber da die anderen sich auch schwertun, sind sie längst nicht „abgeschlagen“.

Anders sieht es in der Fußball-Bundesliga aus. Der VfL Bochum hat nach zwölf Spieltagen nur zwei Punkte und ist wirklich abgeschlagen. Die Heidenheimer auf dem Relegationsplatz erspielten acht Zähler mehr. Das erscheint mir für „Retter“-Trainer Dieter Hecking wirklich aussichtslos.