Kern des Wirtschaftsprogramms der 1947 auf Initiative Friedrich August von Hayek gegründeten Mont Pèlerin Society war die Stärkung der freien Marktwirtschaft und die Ablehnung von Sozialismus. Seit den 1970ern, unter der Ägide von Margaret Thatcher und Ronald Reagan, sind diese Ideen nach Auffassung des Ökonomen Guy Standing (University of London) allerdings in die falschen Hände geraten. Das damals geformte Wirtschaftssystem des „Neoliberalismus“ habe Machtmonopole internationaler Konzerne zementiert, die der Gewinne begrenzende „freie Markt“ von Hayek verhindern sollte. Herausgebildet habe sich eine Welt krasser Ungleichheit, in der eine „absurde Plutokratie“ aus 2.781 Multimilliardären ein Gesamtvermögen von 14 Billionen US-Dollar anhäufen konnte, während Armut in den Entwicklungsländern wachse. In der derzeitigen angelsächsischen Debatte über „Schuldige“ an dieser globalen Arm-Reich-Schere wird der von Standing favorisierte Neoliberalismus aber zunehmend vom Kolonialismus verdrängt (Welt-Sichten, 3/2024). Ihm und nicht der industriellen Revolution verdanke Großbritannien seinen Aufstieg zur Weltmacht, da es zwischen 1857 und 1939 45 Billionen US-Dollar aus der Ausbeutung Indiens gewann, wie die Soziologin Gurminder K. Bhambra (University of Sussex) vorrechnet. (ob) www.welt-sichten.org