In einem Interview mit der Global Times warnte der EU-Parlamentarier Maximilian Krah (AfD) 2022 vor einer rein auf Menschenrechtspolitik fixierten Brüsseler China-Strategie. Diese sei nichts anderes als ein neokoloniales Instrument „woker“ transatlantischer Eliten zur Delegitimierung Pekings. Als „Allheilmittel“ zur Abwehr dieser ideologischen Offensive riet Krah zum Studium der Theorien des „großen deutschen Juristen Carl Schmitt“. Für den Sinologen Lucas Brang (Freiburg) trug er damit jedoch nur Eulen nach Athen (Blätter für deutsche und internationale Politik, 10/2024). Denn seit etwa zwanzig Jahren erfreue sich dessen Werk eines derart lebhaften Interesses, daß man von einem „chinesischen Schmitt-Fieber“ sprechen dürfe. Dieses geht einher mit der Entfaltung eines an den Ideen der deutschen „Konservativen Revolution“ orientierten „neurechten Diskurses“, der die Krisenwahrnehmung westlicher Rechtskonservativer teile. Demnach sei die Kehrseite „posthistorischer Verheißungen des globalen Kapitalismus“ Gesellschaftszerfall und Masseneinwanderung. Angelehnt an Schmitts Souveränitätslehre und seine Analysen des US-Völkerrechtsimperialismus finde daher bei immer mehr prominenten chinesischen Intellektuellen die Vorstellung einer „eurasischen Allianz gegen die atlantizistische Weltordnung“ Anklang. (dg) www.blaetter.de