© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 50/24 / 06. Dezember 2024

Blick in die Medien
Fidias mischt die EU auf
Ludger Bisping

Bei den Wahlen zum EU-Parlament gab es in Zypern eine Überraschung: Der 24jährige Youtuber Fidias Panagiotou holte ohne Wahlkampfteam oder Medienunterstützung aus dem Stand rund 18 Prozent der Stimmen – und damit einen Sitz in Brüssel.

Der griechische Zypriot lädt auf seinem Kanal eigentlich völlig unpolitische Unterhaltungsvideos hoch, zum Beispiel Reise-Clips oder „Challenges“ wie „Ich habe die 10 gefährlichsten Sportarten getestet“. Mit seinem EU-Engagement versucht Fidias, wie er sich in den sozialen Medien schlicht nennt, „die politische Szene in meinem Land zu verändern.“ Das ist ihm geglückt, obwohl er selbst mit seinem Erfolg wohl gar nicht gerechnet hatte, denn am Wahlabend stotterte er ziemlich verdattert ins Mikrofon: „Es ist ein Wunder!“ In der Tat: Hinter dem Influencer steht keine Partei, aber eine Menge Abonnenten und Follower: 2,7 Millionen bei Youtube und 140.000 bei X.

Der junge Mann ist ein erklärter Fan von Elon Musk, was für Spannungen sorgen dürfte.

Und gerade auf X verfolgt Fidias nun ein klares (Sende-)Programm und erklärt in zahlreichen kurzen Videos vor Ort, wie das EU-Parlament und das politische Brüssel funktionieren. So zeigt er nicht nur seine Reden und Interviews, sondern demonstriert, wie eine Abstimmung im Plenum genau abläuft, oder verdeutlicht, welche internen Diskussionen zu den Kriegen in Gaza und in der Ukraine stattfinden. Er erläutert, „wie die Europäische Union eure Steuern nutzt“, oder hinterfragt, ob „die Wahl von Ursula von der Leyen wirklich demokratisch war“.

Dabei holt er sich oft den Applaus der einfachen Bürger und rechtskonservativer Stimmen ab. Fidias sagt beispielsweise, die linken Parteien und Parlamentarier schließen die Patrioten durch Abmachungen vom politischen Einfluß aus, weil diese die Ideologie von Masseneinwanderung, Abtreibung, LGBTQ nicht teilen. Fidias fragt seine Kommentatoren, ob das etwa demokratisch sei. 

Der junge Mann macht keinen Hehl daraus, ein Fan von Elon Musk zu sein (den er auch schon in einem Video umarmt hat). Das dürfte für böse Blicke und Spannung im EU-Betrieb sorgen, aber hoffentlich auch die demokratischen Prozesse in der technokratischen „Hauptstadt“ anregen.