© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 50/24 / 06. Dezember 2024

Phoenix weist Vorwürfe der Zensur von sich

BERLIN. Der Gemeinschaftssender von ARD und ZDF, Phoenix, hat Zensurvorwürfe zurückgewiesen. Daß er statt einer Rede des stellvertretenden FDP-Chefs Wolfgang Kubicki zur „Meinungsfreiheit in Deutschland“ von 2019 nur ein 5:40 Minuten langes schwarzes Bild ohne Ton gezeigt hat, sei „kein redaktioneller Eingriff“. Das teilte der Nachrichtenkanal auf Anfrage der JUNGEN FREIHEIT mit. „Wir sind der unparteiischen Berichterstattung verpflichtet und übertragen Bundestagsdebatten vollständig auf unseren linearen und digitalen Ausspielwegen“, heißt es in der schriftlichen Stellungnahme, welche die vergangene Woche bei JF Online erschienenen Vorwürfe zurückweist. Darin hatte die JF berichtet, daß sich Kubicki auf seiner Webseite darüber beschwerte, daß nun bereits zum zweiten Mal eine Bundestagsrede von ihm im Phoenix-Livestream auf Youtube nicht zu sehen gewesen sei. Er sprach darin von „Unterdrückung von angeblich mißliebigen Wortbeiträgen im Rahmen von Debatten im höchsten deutschen Parlament“ und forderte die „Rückkehr zu geordneten Verhältnissen im Verfassungsstaat“. Schon seine Wortmeldung zur allgemeinen Corona-Impfpflicht sei 2022 aus einem laufenden Phoenix-Livestream bei Youtube herausgeschnitten worden. Kubicki: „Erst nach Intervention meines Büros wurde diese Rede noch einmal separat von Phoenix aufgespielt.“ Er habe „diese Episode damals als merkwürdig empfunden“, aber „nicht noch weiter aufgearbeitet“, doch „nach dem zweiten Fall“ sei er stutzig geworden. Der FDP-Vize vermutete offenbar System hinter der Löschung: „Es liegt sehr nahe, daß dies a. auf einem redaktionellen Eingriff beruht und damit b. eine bewußte Manipulation der Videowiedergabe der Plenardebatte ist.“ Zum allerersten Vorfall im Zusammenhang mit der Corona-Impfpflicht nahm Phoenix gegenüber der JUNGEN FREIHEIT keine Stellung. Die Phoenix-Kommunikationsabteilung legte aber Wert darauf, daß Kubickis Rede in der Aktuellen Stunde zur Meinungsfreiheit in Deutschland „vollständig in unserem linearen TV-Programm ausgestrahlt und auszugsweise auf Twitter veröffentlicht“ wurde. Warum aber war sie nicht auf dem Videokanal zu sehen? Antwort: „Der Youtube-Livestream wurde zu Beginn der Debatte regulär gestartet. Das Signal der Regie kam nicht im Youtube-Stream an und es wurde ein Schwarzbild gezeigt. Dies blieb unbemerkt.“ Der öffentlich-rechtliche Sender räumt ein, daß das „Bild aus dem Bundestag erst nach 5:40 Minuten sichtbar“ wurde, wie die JF berichtet hatte. Aber: „Es handelt sich um einen Fehler in der technischen Umsetzung der Aufzeichnung und nicht um einen redaktionellen Eingriff.“ Phoenix teilte weiter mit: „Wir haben den Sendemitschnitt ohne technischen Fehler nun nachträglich bei Youtube eingestellt.“ Fünf Jahre später können sich die Nutzer nun ein Bild davon machen, auf welchem Stand Kubicki die Meinungsfreiheit in Deutschland damals sah. (fh/hh)