© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 50/24 / 06. Dezember 2024

„Premium“-Ausblick an der Atlantik-Brücke
Poschardt wird Herausgeber: Springer bündelt seine Medienmarken und rückt noch enger an die USA heran
Gil Barkei

Im September wurde die Axel Springer SE in die klassische Mediensparte und das Anzeigengeschäft aufgeteilt. Nun erfolgt bei ersterer der nächste Umbau. Springer bündelt die Presse-Marken Welt, Business Insider und Politico in einer neuen „Premium-Gruppe“ unter der Verantwortung von Peter Würtenberger. Der bisherige Chefredakteur der Welt-Gruppe, Ulf Poschardt, wird Herausgeber der Vorzeige-Gruppe. Welt-Gruppe-Herausgeber Stefan Aust gibt seinen Posten zum Jahreswechsel auf. Als neuer Welt-Gruppe-Chefredakteur fungiert Jan Philipp Burgard, der von Januar 2017 bis April 2021 als USA-Korrespondent und stellvertretender Leiter des Washingtoner ARD-Studios arbeitete.

In der neuen Aufteilung wird die Welt-Gruppe „Kompetenzcenter für Bewegtbild und Debatte, Politico Deutschland und Business Insider Deutschland werden redaktionell ausgebaut und Kompetenzcenter für investigative und exklusive Politik- und Wirtschaftsberichterstattung“, heißt es dazu in einer Stellungnahme des Unternehmens. Jede Zeitung werde „weiterhin publizistisch eigenständig agieren und ihr Publikum mit eigenen Produkten, Formaten und Plattformen ansprechen“.

Neben der allgemeinen Weiterentwicklung von Zukunftstechnologien wie Künstlicher Intelligenz in einem „Labor für journalistische Innovationen“ verfolgen die drei Marken eine jeweilige Positionsstrategie auf dem deutschen Markt. Die Welt möchte sich als „das große deutsche Nachrichten-, Meinungs- und Debattenmedium mit Digital, TV und Print weiter ausbauen“. Politico stehe „als globale Medienmarke für exklusive und investigative Information für Entscheider und Spezialisten im Bereich Politik und Policy“. Gerade die Newsletter- und Briefings-Angebote dürften hier künftig wachsen. Beim Business Insider sollen „die Wirtschaftskompetenz der bisherigen Einzelredaktionen gebündelt und ausgebaut“ werden – sprich Springers Flaggschiff für „modernen, digitalen Wirtschaftsjournalismus“ entstehen. 

Springers Verbindungen zu den Vereinigten Staaten werden mit den Umstrukturierungen noch enger. „Besonders für die transatlantischen Marken Politico und Business Insider bedeutet dieser Schritt den Beginn einer neuen Relevanz in unserem Heimatmarkt Deutschland“, stellt Springers Vorstandsvorsitzender Mathias Döpfner klar. Dies soll auch neue einzigartige Werbepartnerschaften im Premium-Segment ermöglichen. Auffällig: Das einstige Zugpferd Bild spielt in diesen Zukunftsüberlegungen keine Rolle – oder ist zumindest einfach nicht „premium“ genug.