© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 50/24 / 06. Dezember 2024

Zeitschriftenkritik: National Geographic
Vom Segen Künstlicher Intelligenz
Thorsten Thaler

Dieser Text wurde ohne Mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt. Aber hier geht es auch nicht um Leben oder Tod. Anders als bei Neurochirurgen, wenn Patienten mit geöffnetem Schädel vor ihnen auf dem OP-Tisch liegen und es darum geht, Hirntumore zu diagnostizieren. Wie das mit dem Einsatz von KI heutzutage am Princess Máxima Center im niederländischen Utrecht, einem Ableger des dortigen Universitätsklinikums, sehr viel schneller und genauer möglich ist, beschreibt ein Beitrag in der aktuellen Dezember-Ausgabe der Monatszeitschrift National Geographic. Das Ärzteteam verwendet eine KI namens Sturgeon, die Hirntumore „innerhalb von 40 Minuten mit 90prozentiger Genauigkeit kategorisieren kann – ausreichend Zeit für den Chirurgen, eine fundierte Entscheidung zu treffen“. Und das ist noch nicht das Ende der Entwicklung. „In zehn bis fünzehn Jahren könnte ein Neurochirurg eine KI-gestützte Brille tragen, die Krebserkrankungen erkennt, in Echtzeit identifiziert und relevante Zusatzinformationen ins Sichtfeld einblendet“, paraphrasiert das Magazin den Kinderhirnchirurgen und Leiter der Neuroonkologie Eelco Hoving.

Ähnlich nützlich ist Künstliche Intelligenz bei der Erforschung des Weltraums, um neue Planeten zu lokalisieren. Seismologen erhoffen sich von KI, verborgene Erdverwerfungen aufzuspüren und mithin drohende Erdbeben besser vorhersagen zu können. Eine andere Wissenschaftlergruppe will die Kommunikation unter Tieren, in diesem Fall die Klicklaute von Pottwalen, für Menschen verstehbar machen. Auch bei der Entzifferung antiker Schriftrollen, die beim Öffnen von Hand zerbröseln würden, kann Künstliche Intelligenz helfen. So ist es einem KI-Modell gelungen, Tintenmuster auf verkohlten Papyrusrollen, die 79 n. Chr. beim Ausbruch des Vesuv in Herculaneum verschüttet worden sind, zu entdecken und den Text damit teilweise wieder lesbar zu machen. Von dem entschlüsselten Dokument wird angenommen, daß es dem Schwiegervater von Julius Cäsar gehörte. Die Schriftrolle war im 18. Jahrhundert gefunden worden. Wissenschaftler glauben, es könnte sich um die Bibilbliothek des griechischen Philosophen und Dichters Philodemus handeln.

Ein weiterer Beitrag widmet sich den Flußdelphinen im Amazonasgebiet. Den indigenen Bewohnern gelten die rosafarbenen Süßwassertiere als heilige Wächter des Wasserreichs. Doch ihr Bestand ist unter anderem durch Überfischung, Dürre und Verschmutzung gefährdet.

Eine Bild-Text-Strecke porträtiert Wissenschaftlerinnen auf einer Forschungsstation im norwegischen Spitzbergen („Neue Sterne der Polarforschung“).

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