Absatzeinbruch und Bremsen-Debakel bei BMW, Werksschließungen und Kurzarbeit bei Ford, nur noch eine Schicht bei Opel in Rüsselsheim, unausgelastete Mercedes-Fabriken, Überkapazitäten bei Tesla in Grünheide sowie drohende Werksschließungen, Massenentlassungen sowie Warnstreiks bei VW, dem nur noch zweitgrößten Autokonzern der Welt: Die deutsche Schlüsselbranche befindet sich in einer Existenzkrise. Es geht um 770.000 Arbeitsplätze, denn auch zahlreiche Zulieferer stehen vor dem Aus oder der Abwanderung. Vor sechs Jahren zählte die Automobilbranche noch 60.000 Beschäftigte mehr.
Aber am 23. Februar wird der Bundestag neu gewählt. Daher überschlagen sich jene Politiker, die die Krise mit verursacht haben, mit irrwitzigen Vorschlägen: Markus Söder, der Bayern – Heimat von Audi und BMW – bis 2040 „klimaneutral“ machen will, versprach, die Subvention für den Kauf von E-Autos wieder einzuführen. Außerdem seien mehr Geld für Ladesäulen und ein niedrigerer Industriestrompreis erforderlich, so der CSU-Chef im Deutschlandfunk. Wie das alles finanziert werden soll, verriet er nicht. Auch sein niedersächsischer Ministerpräsidentenkollege Stephan Weil (SPD, Aufsichtsrat bei VW) will „unbedingt wieder einen staatlichen Anreiz, sich ein E-Auto zu kaufen“. Dabei hatte die Ampel im Dezember 2023 den „Umweltbonus“ von zuletzt 4.500 Euro aus Haushaltsgründen gestrichen. Seit 2016 wurden zehn Milliarden Euro für die Zulassung von 2,1 Millionen E-Autos aus dem Bundesetat gezahlt – die diversen Steuerrabatte für die E-Mobilität nicht mitgerechnet.
Saskia Esken erschien im Sender n-tv dagegen wie eine Stimme der Vernunft: „Eine Elektroauto-Prämie würde derzeit in der Hauptsache ausländischen, insbesondere chinesischen, Herstellern nutzen. Das kann nicht Aufgabe des deutschen Steuerzahlers sein.“ Da hat die SPD-Chefin, die eher für skurrile Ideen bekannt ist, ausnahmsweise recht. Doch zum Streichen der CO₂-„Bepreisung“ und des EU-Verbrennerverbots ist Esken nicht bereit. Eine autoindustriefreundliche Politik reicht aber nicht aus. Auch die Konzernlenker müßten sich an Käuferwünschen orientieren – doch davon ist speziell im VW-Konzern nichts zu merken: Der Porsche-Verkaufsschlager Macan wird in der neuen Generation nur als E-Modell angeboten.