Bitte erweise deinen Respekt und verbreite nichts“, hieß es bisher vom Verein Borkumer Jungen 1830, der seit fast 200 Jahren das „Klaasohm“-Fest organisiert. Nach einem strengen Ritual werden unverheiratete junge Männer bestimmt, die sich als „Klaasohm“ verkleiden dürfen: weißer Kittel mit roten Streifen sowie ein hoher tonnenförmiger mit Schafsfell bezogener und mit Federn beklebter Helm. Die Veranstaltung, die am Abend vor Nikolaus stattfindet, wird vom ostfriesischen Nordseebad nicht beworben. Medien sind unerwünscht, weil sich „Klaasohm“ wie „viele regionale Traditionen Auswärtigen nicht ohne weiteres“ erschließt, so der parteilose Bürgermeister Jürgen Akkermann. Wie recht er hat, bewies nun der NDR: Denn dessen Reporter behaupten: „Was als heiteres Fest beginnt, endet oft in Schmerz und Erniedrigung“. Zeitungen titelten gar: „Maskierte Männer jagen Frauen“. „Klaasohm“ soll aus jenen Jahren stammen, da die Borkumer als Walfänger lange Zeit auf dem Meer verbrachten und nach ihrer Rückkehr erst einmal die Insel von den Frauen zurückerobern mußten. Zu seinen Regeln gehört, daß junge Frauen an diesem Abend ab 18 Uhr die Straßen nicht betreten dürfen, weil der „Klaasohm“ mit seinem Gefolge durch die Stadt zieht und jede Frau, die angetroffen wird, Schläge mit einem Kuhhorn aufs Gesäß erhält. Und zwar unter dem Beifall der Zuschauer. Bisher war das Ganze eine Riesengaudi. Die Berichterstatter sehen das anders. Prompt brach über die Insel ein Shitstorm herein. Die Borkumer Jungen lenkten ein: Man sei gegen „jegliche Ausübung von Gewalt, insbesondere gegenüber Frauen“ und schaffe den Brauch des Schlagens völlig ab. Spontan demonstrierten rund 200 Borkumerinnen für den Erhalt des Brauchs. Sie bliesen durch Kuhhörner und meinten: „Wir lassen uns das Klaasohmfest nicht kaputtmachen!“