© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 50/24 / 06. Dezember 2024

Islamisten überrennen Teile Syriens
Geschwächte Bündnisse
Sandro Serafin

Der erfolgreiche Vorstoß islamistischer Oppositionskräfte in Syrien ist ein Einschnitt im Bürgerkrieg: Erstmals seit das Assad-Regime die zweigrößte Stadt des Landes 2016 zurückerobern konnte, ist sie nun wieder in „Rebellenhand“. Die schnellen Erfolge der Opposition kommen insofern überraschend, als Assads Herrschaft als stabilisiert galt. Das hatte sich auch in der Wiederaufnahme Syriens in die Arabische Liga im Mai 2023 geäußert.

Trotzdem folgt die Eskalation einer regionalen Logik: Die wichtigen Verbündeten Assads sind geschwächt. Auf der einen Seite der oberste Protektor Rußland, der sich auf die Ukraine konzentriert. Auf der anderen Seite der Iran: Das Mullah-Regime hat in mehr als einem Jahr direkten und indirekten Krieges mit Israel schwere Blessuren davongetragen. Die vom Iran aufgebaute Hisbollah-Miliz im Libanon, die wiederum auch direkt Assad in Syrien unterstützte, mußte jüngst einem Waffenstillstand mit Israel zustimmen und ist stark zurechtgestutzt.

Daß die Anti-Assad-Islamisten gerade jetzt zuschlagen, ist also kein Zufall. Für den Iran ist das gefährlich: Assad-Syrien ist ein wichtiges Brückenland für die „Achse des Widerstands“ und deren Kampf gegen Israel und westliche Einflüsse. Entsprechend wittert Teheran in aufgescheuchten Reaktionen bereits eine große „zionistische“ Verschwörung: Das Mullah-Regime sieht sich im regionalen Kräfteringen weiter in die Defensive gedrängt.