Zu: „Der Wind dreht nach rechts“, JF 48/24 & „Politischer Kassensturz“ von Dieter Stein, JF 47/24
Egomanischer Brandmaurer
„Ich will das nicht“, rief Friedrich Merz am 6. November aufgebracht ins Plenum des Bundestags. Was will Herr Merz denn nicht? Er will keine „Zufallsmehrheiten“ mit Stimmen der AfD zu Fragen der Migrationsbeschränkung und anderen akuten Problemen im Lande. Lieber mauschelt er mit Grünen und SPD in Hinterzimmern, um sich zu drücken vor Entscheidungen, die unser Land jetzt endlich voranbrächten. Seine Brandmauer zur AfD ist ihm wichtiger als die Lösung drängender Probleme. Dabei hat er wenige Tage zuvor in der Bundespressekonferenz die Dringlichkeit beschworen, die Grenzen zu überwachen und illegale Migranten abzuweisen. Was ist von einem Politiker zu halten, der innerhalb kürzester Zeit aus Karrieregründen sein eigenes Konzept in die Tonne tritt? „Ich (Merz) will das nicht“ – kann man ein desolates Demokratieverständnis deutlicher offenbaren? Als ob es in einer Demokratie darauf ankäme, was ein einzelner Politiker will oder nicht will. Fragt sich, was Herr Merz in künftiger Regierungsverantwortung will, wir Bürger aber absolut nicht wollen. In einer funktionierenden Demokratie hat das Wort der Souverän.
Bärbel Fischer, Leutkirch
Zu: „Den Norden erpressen“ von Marco Pino, JF 48/24
Ohne CO₂ geht es nicht
Es ist doch so einfach, nach welchem uralten Muster diese Erpressung funktioniert: Im Mittelalter war es das Fegefeuer, heute ist es die Klimaerhitzung, und die heutigen Ablässe sind die CO₂-Steuern. Was der Ablaßhandel letztlich bewirkte, weiß jeder.Auch sollte bekannt sein, daß die Photosynthese der Pflanzen nicht ohne CO₂ funktioniert.
Hansjörg Dreher, Herbrechtingen
Zu: „Majestät sind beleidigt“ von Kurt Zach, JF 48/24
Inflationäre Strafanzeigen
Die dünnhäutig gewordenen und „beleidigten Majestäten“ der Ampel-Regierung, die inflationär Strafanzeigen wegen ironischer Verhohnepipelung gegen ihre Person erstattet haben, sind nach der Neuwahl in drei Monaten vermutlich keine Majestät mehr, so daß sich das Problem von selber erledigt. Es braucht dann keine Blitzableiter mehr für den angestauten Frust gegen diese Regierung und ihre Verantwortlichen. Also, bitte Geduld und Gelassenheit, die Meinungsfreiheit ist dann nicht mehr in Gefahr.
Dr. Kuno Zeller, Freiburg
Zu: „Grüße aus Buenos Aires“ von Filip Gaspar, JF 48/24
Irgendwo am Mittelmeer
Ich war letztes Jahr etwa um diese Zeit auf Städtereise in Buenos Aires. Die Beobachtung bezüglich der Häufigkeit der Hunde und des vollkommen europäischen Charakters kann ich bestätigen. Man kommt nach 13 Stunden Flug kulturell gefühlt irgendwo am Mittelmeer heraus, wo Italiener, die Spanisch sprechen, ein zweites Paris geschaffen haben. Alles wirkt, als ob die Stadt über Jahrhunderte aus einem abendländischen Mittelalter in die Neuzeit gereift sei. Für Hunde gibt es eine Art von Kindergärten, in denen sie tagsüber beaufsichtigt herumtollen, während die Herrchen wohl auf der Arbeit sind. Diese „Hundegärten“ finden sich auch unmittelbar an der Avenida 9 de Julio. Die Kinderarmut ist mir nicht aufgefallen. Die Bevölkerung ist (noch) sehr jung. Ganz im Gegenteil, bei der Wiederankunft in Europa hatte ich schon am Flughafen das Gefühl, in der Geriatrie gelandet zu sein. Wenn die Geburtenraten tatsächlich also so niedrig sind, wird wohl erst binnen Generationenfrist eine Vergreisung eintreten.
Kriminalität konnte ich so gut wie keine beobachten, außer des versuchten Diebstahls des Kellners durch einen pubertären Lausebengel vom Typus Zilles Milieu. Der stämmige Kellner von circa 60 Jahren konnte den Angriff abwehren. Der Bengel übergoß ihm zur Rache das weiße Hemd (mit schwarzer Fliege, man hat Stil) mit Kaffee und flüchtete zu Fuß. An der nächsten Ampel war er von Polizei schon umzingelt. Die sahen nicht den Kellner im Anflug. Dieser brach zwischen den Ring der Polizisten hindurch und donnerte dem Bengel eine ins Gesicht, daß der sich halb überschlug. Die Polizisten ermahnten den Kellner und setzten die Vernahme des Bengels fort. Damit war die Szene dann auch vorbei.
Dr. Andreas Kraußer, Hamburg
Zu: „Meinungsführerschaft in der deutschen Frage“ von Erik Lommatzsch, JF 48/24
Reich der Legenden
Verwundert habe ich diesen Artikel zur Kenntnis genommen und mich gefragt, warum die Geschichte vom „Kanzler der Einheit“ noch immer wiederholt wird. Natürlich trifft es zu, daß unter Kohl die Wiedervereinigung stattfand. Aber „der Kanzler der Einheit“? Vielmehr hat er sich erst nachträglich der mit großer Dynamik ablaufenden Entwicklung angeschlossen und ist quasi auf einen bereits fahrenden Zug aufgesprungen.
Dies beweisen zahlreiche Einzelheiten und gut dokumentierte Vorgänge der Jahre vor 1990. So hat Kohl jahrelang alle Initiativen aus seiner Fraktion abgewürgt, die in den achtziger Jahren die deutsche Frage vorantreiben wollten. Belege hierzu finden sich etwa in dem Buch des früheren CDU-Bundestagsabgeordneten Jürgen Todenhöfer („Ich denke deutsch, Abrechnung mit dem Zeitgeist“, 1989). 1987 war es im übrigen einer Initiative Todenhöfers zu verdanken, daß die Deutsche Einheit als nationales Ziel im CDU-Programm verblieben ist, obwohl Helmut Kohl bereit gewesen wäre, sie auf Druck des Generalsekretärs Heiner Geißler sang- und klanglos unter den Tisch fallen zu lassen (siehe auch Karl Hugo Pruys, „Der Mythos vom Kanzler der Einheit“). Todenhöfer wurde zudem mehrfach von Kohl für sein Eintreten für die Einheit gerügt und verließ schließlich enttäuscht den Bundestag. Ähnlich erging es dem CDU-Abgeordneten Bernhard Friedmann, der nach 1987 aufgrund ähnlicher Bestrebungen mehrfach von Kohl wegen „blühenden Unsinns“ gerüffelt wurde. Auch gesamtdeutsche Bemühungen des deutschlandpolitischen Referenten der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Harald Rüddenklau oder aus nationalen CSU-Kreisen in München vorgebrachte Initiativen fanden bei Kohl und der CDU-Spitze immer weniger Gehör oder wurden abgelehnt.
Aussagen, die die Einstellung Kohls zu diesem sensiblen Thema verdeutlichen, gibt es ebenso eine ganze Menge. Um nur eine zu nennen: „Der Nationalstaat entspreche nicht dem Auftrag des Grundgesetzes und verkörpere auch nicht den Willen der Bürger.“ (15.10.1987, zitiert in Deutschland in Geschichte und Gegenwart, Nr. 1, 1990, S. 2). Weitere Beispiele könnten vielfach angeführt werden, würden aber den Rahmen eines Leserbriefes sprengen. Schließen möchte ich mit Karl Hugo Pruys, der in den siebziger Jahren Parteisprecher des CDU-Vorsitzenden Kohl war und 1995 eine Kohl-Biographie („Helmut Kohl. Die Biographie“, edition q, Berlin 1995) veröffentlichte: „Daß man aber sagen könnte und er sich selbst das zweifelsfreie Verdienst zuschreibt, die Einheit schon immer gewollt und als Kanzler alles dafür getan zu haben, dies gehört ins Reich der Legenden (…) Meine These lautet daher: Helmut Kohl wollte die deutsche Einheit – nicht! Er glaubte sie vielmehr fürchten zu müssen, weil sie womöglich Gefahr für seine politische Führungsrolle bedeutete.“
René Langner, Markkleeberg
Zu: „Die Ideologiefabrik“ von Lothar Fritze, JF 48/24
Zweifel an Realisierbarkeit
Vermutlich werden die meisten Leser den lesenswerten Ausführungen von Professor Fritze durchaus zustimmen können. Ob diese allerdings auf hohem Abstraktionsniveau formulierten Erkenntnisse und Forderungen Einfluß auf die politische Entwicklung haben, muß stark bezweifelt werden. Dieser Auszug aus seinem Buch läßt jedenfalls keine Reflexion der Realität und der politischen Gegebenheiten erkennen. Seine einer Theorie von Demokratie und damit einem Rechtsstaat verpflichteten Aussagen müßten konkretisiert und hinterfragt werden. So zum Beispiel der als gewichtig gewürdigte Satz, daß „der freiheitliche Staat kein Mandat zur Neugestaltung der Gesellschaft hat. Er ist nicht berufen, das Brauchtum der Gesellschaft zu schleifen oder die Sitten für obsolet zu erklären“. Selbstverständlich gestaltet der Staat zwangsläufig immer auch die Verhältnisse, die er vorfindet und die sich verändern. Die Frage wäre deshalb nur die nach dem „Wie“. Die Probleme liegen meines Erachtens ganz woanders – konkret: vor allem im finanziellen und egomanischen Bereich. Die Ausführungen enden mit der Feststellung, die Demokratien stünden vor der existentiellen Herausforderung, diesen Weg der Selbstzerstörung zu verlassen. Und genau da wäre dringend zu fragen: Woraus soll sich denn ergeben, daß dies die realen Inhaber der Macht in diesen „Demokratien“ überhaupt wollen? Erst auf diese Frage hin und im Bezug zur Realität wird es richtig spannend!
Roland Weber, Mannheim
Zu: „In Erinnerung behalten“ von Christian Vollradt, JF 48/24
Elsässische Brüder
Die Rede der Bürgermeisterin Murielle Fabre am Gefallenendenkmal des elsässischen Lampertheim anläßlich des Waffenstlillstandes von 1918 sollte zu Recht in Erinnerung bleiben. Frau Fabre verwies darauf, daß bis zum Waffenstillstand immerhin 250.000 Elsässer für ihr damaliges Heimatland Deutschland kämpften. Es ist sicher müßig, zu erfahren, wie viele französische Gedenkredner am 11. November dieser Tatsache Rechnung trugen. Immerhin gehörte das Elsaß von 1871 bis 1918 zum Deutschen Reich. Interessant wäre überdies, wie weit jenseits des Rheins, namentlich bei den stammesverwandten Badenern und Schwaben bei diversen Gedenkreden noch der gefallenen elsässischen „Brüder“ gedacht wird.
Gerd Kresse, Lagesbüttel
Zu: „Von Fülle und Hülle“ von Christian Schreiber, JF 47/24
Zu großes Selbstbewußtsein
Nachdem nun Habeck als Kanzlerkandidat antritt, wäre es höchste Zeit, daß die Tierschutzpartei einen Esel für dieses Amt aufstellt. So viel Mist hat kein deutscher Esel gemacht. Es ist eine Tragik, daß dumme Menschen ein großes Selbstbewußtsein besitzen, während intelligente Menschen voller Selbstzweifel sind.
Werner B. Wegmann, Ludwigshafen
Zu: „Nichts im Griff auf dem sinkenden Schiff“ von Thorsten Hinz, JF 47/28
Keine Ahnung, weiß ich nicht
Thorsten Hinz schreibt in seinem Kulturaufmacher, eine „junge Bundestagsabgeordnete der Grünen“ – gemeint ist Emilia Fester – hätte mit dem Namen Bismarck spontan „einen Hering in Essiglake“ verbunden. Dem ist aber nicht so. Vielmehr hat sie sich in einem Youtoube-Interview vom 17. Mai 2023 auf die Frage des Moderators Mirko Drotschmann, wer 1871 Reichskanzler wurde und auf seinen nachgeschobenen Hinweis, nach ihm sei ein Hering benannt, zunächst ungläubig lachend beömmelt („keine Ahnung, weiß ich nicht“). Der Interviewer baute ihr dann eine Eselsbrücke („mit B“), woraufhin ihr dann die richtige Antwort einfiel („der Bismarck, ach was, wirklich, der war Kanzler? Witzig.“). Desweiteren erriet sie zwar die Stadt Frankfurt als den Ort, an dem 1848 die Deutsche Nationalversammlung stattfand, aber die Paulskirche fiel ihr wieder nicht ein ... Tja, das ist sie, die Vox populi.
Andreas Fehring, Osnabrück
Wortgewaltig, treffsicher
Mein lieber Herr Gesangverein, Herr Hinz, was für eine wortgewaltige, tiefgehende, allumfassende und treffsichere Abrechnung mit unserer derzeitigen Regierung (rote Pille fürs Volk). Respekt!
Holger Rappenecker, Lahr
Unvergleichlich überzeugend
Wieder ein total überzeugender Beitrag des unvergleichlichen Thorsten Hinz. Unfähigkeit, Inkompetenz und ideologischer Fanatismus muß noch ein paar Monate geduldet werden. Die Briten haben da einen vergleichsweise drastischen Ausspruch: „Good riddance to bad rubbish.“
Henner Gnotke, Berlin
Zu: „Die freudlose 68er-Generation“, JF 47/24
Mit der Teilung den Frieden gemacht
In der alten BRD gab es viele, die mit der Teilung ihren Frieden gemacht hatten und sich in der Friedhofsruhe auch nicht stören lassen wollten. Ich bin in den 1970er Jahren in Rheinland-Pfalz zur Schule gegangen (damals CDU), wo es ordentlich zuging und ich auch keinen Grund zur Klage hatte. Wir hatten auch eine Schülerzeitung. Einmal kam es zu Unruhe und Diskussionen hinter verschlossenen Türen. Schließlich sickerte durch: Die Schülerredakteurinnen (tatsächlich alles Mädchen) hatten die deutsche Teilung thematisieren wollen, was verboten wurde. Dieses Verbot wunderte mich schon damals, hieß es doch in der Präambel des Grundgesetzes: „Das gesamte Deutsche Volk bleibt aufgefordert, in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands zu vollenden.“ Da das Grundgesetz kostenlos an alle verteilt worden war, wußten es sicher auch die Lehrer. Überdies wurde damals noch am 17. Juni als gesetzlichem Feiertag an die offene deutsche Frage erinnert.
Martina Kuhne, Regenstauf