© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 49/24 / 29. November 2024

Blick in die Medien
Bekenne dich!
Gil Barkei

Nicht nur rechtsalternative Medien stehen unter moralinsaurer Beobachtung. Im deutschen Pressemainstream herrscht längst Hickhack untereinander: Wer ist Putinist? Wer ist rechts, sympathisiert gar mit der AfD? Bekenne dich, werter Kollege, wo stehst du?

Die Berliner Zeitung zankt sich mit dem Spiegel. Dieser hatte geschrieben, seit der Übernahme des Hauptstadtmediums durch Holger Friedrich „herrsche dort viel Verständnis für Autokraten, Impfgegner und Rußlanderklärer“. Die Berliner Zeitung konterte mit den Vorwürfen „diskreditierende Berichterstattung“ und „Falschbehauptungen“ – was natürlich der Spiegel wiederum von sich wies. Nach einem Vergleich vor dem Landgericht München korrigierte das Magazin seine Story nun allerdings. Verleger Friedrich lud Spiegel-Chefredakteur Dirk Kurbjuweit zudem zum Diskutieren über die Meinungsvielfalt am 21. November nach Görlitz ein. Doch dieser kam nicht.

Alle Zurückweisungen bringen nichts, wenn ein bißchen Dreck schon irgendwie hängenbleibt.

Auch um die Schwäbische Zeitung herrscht Aufregung, weil bei dem Regionalblatt angeblich ein Rechtsruck stattfindet. Belege: Interviews mit AfD-Politikern und das Zeigen des brutalen Videos des islamistisch motivierten Migranten-Messerangriffs auf Michael Stürzenberger. Herrjemine! Ganz klar: Nazis! Der neue vom Nordkurier gekommene Chefredakteur Gabriel Kords kann den Nonsens so oft und so unbeirrt zurückweisen wie er will, ein bißchen Dreck bleibt halt hängen. Und so mußte sich kürzlich auch Süddeutsche-Kolumnist Heribert Prantl für einen Besuch in den Räumen der Schwäbischen Zeitung rechtfertigen. Eingeladen habe der sich gegen Antisemitismus, Haß und Hetze einsetzende Verein „Tavir“, so Prantl gehorsam gebückt, die Schwäbische habe sich auf die Veranstaltung „draufgesetzt“. Was sollen nur die Nachbarn denken?!

Die NZZ bekommt ebenfalls die „Vorsicht rechts“-Leier verpaßt, insbesondere der deutsche Ableger und Redakteurin Fatina Keilani. Diese hatte es doch zum Beispiel tatsächlich gewagt, sich beim Schmierentheater im Thüringer Landtag auf die Argumentationsseite von AfD und diversen Juristen zu schlagen. Speziell Übermedien-Gründer Stefan Niggemeier stichelte daraufhin gegen das Berliner Büro der NZZde, das „konsequent auf AfD-Kurs“ sei. Dessen Chefredakteur Marc Felix Serrao hielt bei X dagegen, bis sein Beitrag plötzlich ganz „Westfernsehen“-untypisch verschwand.