In der zweitgrößten iranischen Metropole Maschhad, dem religiösen Zentrum des Landes, das jährlich von über 20 Millionen Pilgern besucht wird und als eine der sieben heiligen Stätten des schiitischen Islams gilt, treibt Anfang der 2000er Jahre ein Serienmörder sein Unwesen. Der Unbekannte tötet 16 Straßenprostituierte, indem er sie mit ihren Kopftüchern erwürgt. Die meisten der jungen Frauen wurden von ihren Männern verlassen und müssen allein für ihre Kinder sorgen. Deshalb sind sie auf das Geld der Freier angewiesen.
2001 wird die junge Journalistin Rahimi (Zar Amir Ebrahimi) nach Maschhad entsandt, um über die Morde zu berichten, da die Polizei sich offensichtlich keine große Mühe macht, die Verbrechen aufzuklären. Begleitet von ihrem Kollegen Sharifi (Arash Ashliani) bietet sie sich als Lockvogel an, und es gelingt ihr, den Mörder in eine Falle zu locken. Der Mann, der sich als der 50jährige Kriegsveteran, Familienvater und Gärtner Saeed Hanaei (Mehdi Bajestani) entpuppt, nimmt sie mit in seine Wohnung, doch die mutige Journalistin kann im letzten Augenblick entkommen. In einem aufsehenerregenden Prozeß wird er wegen Mordes an 16 Frauen zur Höchststrafe verurteilt, dem Tod durch Erhängen. Für seine Familie und große Teile der Bevölkerung gilt er jedoch als Held, der die heilige Stadt nur von der Unmoral säubern wollte.
Der 2022 von Ali Abbasi inszenierte Thriller „Holy Spider“ („Les Nuits de Mashad“) orientiert sich an einem wahren Fall von Serienmorden, die in den Jahren 2000/2001 in Maschhad stattfanden. Der Täter verteidigte sich vor Gericht, er habe heilige Arbeit verrichtet, um die Stadt vor dem moralischem Verfall zu retten. Religiöse Hardliner und regimetreue Zeitschriften forderten seine Freilassung.
Abbasi, der auch das Drehbuch schrieb, ging es vor allem um einen offenen Blick auf die Schattenseiten des Iran und erst in zweiter Linie um die Verbrechen. In Jordanien mit Exiliranern gedreht, nachdem die Türkei die Dreharbeiten verweigerte, ist „Holy Spider“ ein düsterer Thriller, der ungewöhnliche Einblicke in die iranische Gesellschaft, in der Gewalt und moralische Ambivalenz allgegenwärtig sind, bietet.
Foto: Serienmörder Saeed Hanaei (Mehdi Bajestani) vor Gericht
Den Film gibt es auf DVD/Blu-ray und er läuft bis zum 18. Dezember 2024 in der Arte-Mediathek.