© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 49/24 / 29. November 2024

Faschistischer Wissenschaftshaß und feminine Bildung
Einwanderungsfreundliche Haltung

Für den gegenwärtig an der Yale University in New Haven, Connecticut, Erkenntnistheorie, Kognitionswissenschaft und Theorie des Faschismus lehrenden Philosophen Jason Stanley (55) verdichtet sich die zeitlos gültige Quintessenz des „Faschismus“ in Pierre Drieu de la Rochelles Essay über „Die Wiedergeburt des europäischen Mannes“ von 1941. Darin definiere der französische Schriftsteller und prominente Kollaborateur mit der deutschen Besatzungsmacht den Faschisten als Menschentypus, der Kultur ablehne und nur an Taten glaube, nicht an Theorien. So erkläre sich dessen Wissenschaftsfeindlichkeit, die sich heute, nicht allein in den USA während der ersten Präsidentschaft Donald Trumps, gegen Hochschulen als „Bastionen des Liberalismus“ austobe. Die Hauptstoßrichtung gegen „Bildung und Fachwissen“, so erläutert der hyperaktive Israel-Kritiker Stanley den virulenten rechten „Gegenintellektualismus“, konzentriere sich neben der Klimaforschung auf die „Gender Studies“ und das breite Spektrum „woker“ Disziplinen, die „ein größeres Verständnis für die kulturelle Vielfalt der Menschheit ermöglichen“. Die von diesen wissenschaftlich solide fundierten Fächern vermittelten „liberalen, universalistischen Werte“ mitsamt einer „einwanderungsfreundlichen Haltung“, wie sie die 2018 aus Budapest ausgewiesene „Soros-Universität“ propagierte, werde von konservativen wie faschistischen Ideologen, die patriarchalische Normen und nationale Traditionen verteidigen, deswegen erbittert bekämpft, weil ihnen die „femininen Lehren von Demokratie und Pazifismus“ innewohnen (Blätter für deutsche und internationale Politik, 10/2024). (ob)

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