Zum Schwerpunktthema: „Das deutsche Tabu“, JF 47/24
Erst das Volk, dann die Partei
Friedrich Merz, der nun mit das höchste Staatsamt anstrebt: Wie war das doch einst? Es war der Politiker, dem Angela Merkel das Büro ausräumte und der dann im wesentlichen über viele Jahre einen hochdotierten Job bei Blackrock versah. Heute propagiert er die „Brandmauer“, einen Begriff, der einer funktionierenden Demokratie unwürdig ist. Er zeugt zunächst einmal von wenig Souveränität oder Überzeugung für das eigene Handeln. Wer so handelt, zeigt doch, daß ihm der dringend gebotene Schutz des Volkes vor einer weiterhin ungehindert strömenden Migrantenschar, um damit Schaden von ihm abzuwenden, im Grunde genommen gleichgültig ist und zugunsten der „Morgengabe“ zur Erreichung der Kanzlerschaft geopfert werden kann. Dies ist um so verachtenswürdiger, da Herrn Merz diese Problematik bewußt ist und die erforderlichen Gesetzesmaßnahmen bei der politischen Konkurrenz abgeschrieben hatte. Es gab in Deutschland auch Kanzler, die dem Grundsatz „Erst das Volk und dann die Partei“ folgten. Merz dürfte, wie es derzeit scheint, nicht dazugehören.
Gerhard Franke, Frankfurt am Main
Koalitionen ankreuzen
Was will der Wähler?!? Bei einem politischen Diskurs hatten ein Freund und ich die Erkenntnis gewonnen, daß der falscheste Satz, nicht nur in den letzten drei Jahren, war: „Wir haben den Wählerauftrag!“ Wir behaupten, die wenigsten Gelb-Rot-Grün-Wähler wollten die Ampel. Stattdessen hat man sich mathematisch zusammengefunden. Daher unsere Idee, trotz Papiermangels, zukünftige Wahlzettel mit einem zweiten zu ergänzen, auf dem die wichtigsten Koalitionsmöglichkeiten aufgeführt sind. Der Wähler könnte dann seinen Favoriten ankreuzen – unverbindlich für die Parteien – aber eben aussagekräftig.
Oliver H. Schultes & Wolfgang Seifried, Köln
Großartiges Interview
Das aktuelle Interview von Moritz Schwarz mit Alice Weidel ist einfach phantastisch, ich bin entzückt. Es ist großartig, eine geistig so hochstehende Politikerin in unseren Reihen zu haben.
Dr. Susi Laur, Friedberg
Zu: „ʻAlle haben Angst vor Neuwahlenʼ“ von Paul Rosen, JF 46/24
Schon früher aus der FDP ausgetreten
Beim Abschied sieht man den Charakter, sagt man landläufig. Natürlich kann man aus der FDP austreten, das habe ich selbst erst vor Wochen gemacht, aber um ein paar Wochen weiter am Sessel zu kleben und sogar ein weiteres Amt untätig zu verwalten? Das mutet schon bizarr an. Gleichzeitig unterstützt Wissing, den ich für einen honorigen Mann hielt, den Klebe-Kanzler, der ein ganzes Land, aus einer unsinnigen Parteitaktik heraus, in Geiselhaft hält. Jetzt soll das Papier für Wahlen im Januar nicht ausreichen, das ist frech und eine weitere sinnbefreite Ausrede. Der Zufallskanzler sollte ein Mal dem Land einen Dienst erweisen und diese Woche die Vertrauensfrage stellen, das ist eigentlich alternativlos. Demokratische Wahlen als demokratiegefährdend zu framen ist bodenlos.
Dipl.-Päd. Chris Dasch, Landau in der Pfalz
Ausgerechnet Bananen
Die schon seit langem die Nation bewegende Frage, ob Deutschland eine Einstufung als Bananenrepublik rechtfertigt, ist nun wohl endgültig auch für letzte Zweifler durch die Feststellungen entschieden, daß beschleunigte Neuwahlen am Papiermangel und am Mangel an geeigneten Räumlichkeiten für Wahllokale scheitern könnten.
Bernd Walter, Königs Wusterhausen
Zu: „Geflechte der Gewalt“ von Hinrich Rohbohm, JF 47/24
Nicht „marxistisch-leninistisch“
Zwar ist es richtig, daß das „Solidaritätsnetzwerk“ Samidoun aus der nach der Niederlage im „Sechstagekrieg“ und heftigen Meinungsverschiedenheiten mit dem PLO-Führer Yassir Arafat von dem christlichen Palästinenserarzt George Habasch 1967 gegründeten PFLP (Popular Front for the Liberation of Palestine) hervorgegangen ist. Die PFLP war jedoch keineswegs „marxistisch-leninistisch“, sondern linksnationalistisch. Sie zählte zu den zahlenmäßig bedeutendsten der offen zum Terrorismus tendierenden Organisationen und war vor allem für Flugzeugentführungen und Anschläge im gesamten Nahen Osten und Europa verantwortlich. Eine „enge Vernetzung“ mit der deutschen RAF (Rote Armee Fraktion) war allerdings nur temporärer Natur, da Habasch bereits Mitte der 1970er Jahre öffentlich seinen Verzicht auf terroristische Gewaltakte verkündete. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich sowohl die PFLP-SO (PFLP-Spezialoperationen) unter Wadi Haddad und die PFLP-GC (Volksfront für die Befreiung Palästinas – Generalkommando) von Ahmed Dschibril von der Mutterorganisation abgespalten. 1974 kam es zu einer engen „Zusammenarbeit“ von Wadi Haddads PFLP-SO mit den deutschen Terroristen der vor allem im Frankfurter Raum mit Sprengstoffanschlägen operierenden „Feierabendterroristen“ der sogenannten Revolutionären Zellen (RZ), zu deren Opfern 1981 auch der damalige hessische FDP-Wirtschaftsminister Heinz-Herbert Karry zählt.
Die RZ gingen wiederum aus der militanten Aktivisten-Gruppe „Rote Panther“ hervor, die primär aus deklassierten Jugendlichen, Heimzöglingen und Ex-SDSlern unter Führung von Johannes Weinrich und Winfried Böse bestand. Während letzterer gemeinsam mit seiner Freundin Brigitte Kuhlmann bei der Entführung einer „Air France“-Maschine 1976 in Entebbe von einer israelischen Spezialeinheit – bei der der Bruder des heutigen Ministerpräsidenten Israels Netanjahu ebenfalls ums Leben kam – erschossen wurde, avancierte Weinrich zum engen Freund Haddads. Zum internationalen Top-Terroristen wurde er schließlich an der Seite des legendären Ilich Ramirez Sanchez alias Carlos, die schließlich unter dem Namen „Organisation Internationaler Revolutionäre“ nach dem Tod Haddads – der mutmaßlich von Mossad-Agenten vergiftet wurde und in einem Ost-Berliner Krankenhaus starb – unter dem Schutz arabischer und östlicher Geheimdienste einen regelrechten „Terror-Service“ betrieben, in den auch Gruppen wie die baskische ETA, die irische IRA, die französische „Direkte Aktion“, die italienischen „Roten Bigaden“, die japanische „Rote Armee“ und heutige aktive Organisationen wie „Hamas“ oder „Hisbollah“ durch Waffengeschäfte verwickelt waren. So schließt sich der Kreis.
Werner Olles, Frankfurt am Main
Zum Schwerpunktthema: „Es lebe die Freiheit“, JF 46/24
Flucht aus der Verantwortung
Warum ist der Mauerfall 1989 friedlich verlaufen? Es fiel kein Schuß, weil unter anderem der Kommandeur der Landstreitkräfte der NVA (General Stechbarth) zwar telefonisch den Auftrag vom stellvertretenden Verteidigungsminister (General Strelitz) erhalten hatte, das Luftsturmregiment nach Berlin zu verlegen, doch dann noch einmal ausdrücklich nachfragte, ob das ein Befehl sei, jedoch keine Antwort mehr erhielt. Der Hörer des Anrufers wurde unmittelbar nach der Nachfrage aufgelegt. Keiner wollte ein Blutvergießen verantworten.
Prof.em. Dr.Dr.h.c. Karl-Heinz Kuhlmann, Bohmte
Zu: „Seien Sie wählerisch!“ von Michael Klonovsky, JF 46/24
Nicht nur Erfrischungsgetränk
Dem Autor möchte man doch aus vollem Herzen zustimmen. Trotzdem habe ich ein paar kritische Anmerkungen zum Thema. Es heißt zum ersten, Wein sei ein Erfrischungsgetränk. Das ist mir viel zu kurz gesprungen. Schon in den ältesten Kulturen und nicht zuletzt in der Heiligen Schrift hat der Wein eine weit über das Kulturelle hinaus weisende Bedeutung. Er kommt, überspitzt gesagt, von Gott selbst wie auch das Brot.
Der Alkoholgehalt steigt mit der Klimaerwärmung keineswegs automatisch: Das kann Ihnen jeder Winzer explizieren. Deshalb gibt es ja bei uns an der Mosel sehr spritzige, leichte Weißweine, die auf große Nachfrage stoßen. Und ob ein Bordeaux nun am Schluß 14 oder 15 Prozent aufweist, bleibt sich im Ergebnis gleich. Deshalb widerspricht ihnen der Franzose zu Recht: Ein solcher Wein ist eben nur für besondere Gelegenheiten, und er trinkt zum Essen gern etwas Leichteres. Es gibt auch im Süden (sogar auf Madeira) wunderbare, süffige Tropfen zur Erfrischung.
Manchmal muß man sich auf Schatzsuche begeben. Das gilt ganz besonders für den deutschen Wein, dessen Vielfalt weltweit ihresgleichen sucht. Sie beklagen zu Recht den Drang zu einem Welteinheitsgeschmack. Steht das nicht im Widerspruch zu der erwähnten Vielfalt? Ich will hier nicht darüber philosophieren, inwieweit die oft kolportierte politische Vielfalt in Wahrheit Einheitlichkeit beeinhaltet. Der Wein als Spiegelbild der Gesellschaft! Ein Thema, über das es sich nachzudenken lohnte. Doch der Widerspruch löst sich auf, sobald wir die ökonomischen Bedingungen des hiesigen Weinbaus in den Blick nehmen. Der Tourist ist zum wichtigsten Kunden avanciert. Die Exportwirtschaft tut ein Übriges, um eine einheitliche Geschmacksrichtung zu erzielen, hängt davon doch oft genug das Image des Produkts ab. Deshalb sind jene Winzer dem Druck am stärksten ausgesetzt, die viel für Tourismus oder Export produzieren. Es gibt aber gegenläufige Tendenzen. Längst setzen die Jungwinzer an der Mosel, und nicht nur dort, auf strikte Qualität. Dann wird zwar weniger produziert; heraus kommen dafür wahre Schätze, die gerade wegen ihrer Vielfalt und der geringen Menge dem Publikum verborgen bleiben und völlig zu Unrecht ein Mauerblümchendasein fristen.
Daher auch mein entschiedener Widerspruch: Schatzsuche in diesem Sinn ist gerade nicht eine Geldfrage. Sie müssen sich auch nicht durch die Karten der Spitzenwinzer durchtrinken. Diese machen in der Tat ausgezeichnete Weine; die Preise sind aber dementsprechend. Sie können bei uns an der Mosel Klasseweine unter 10 Euro die Flasche finden. Diese sind vielfach sogar von ausgezeichneter Qualität, sofern man weiß, wo zu suchen ist. Dann entgeht man dem nur als „fruchtig“ attribuierten Tropfen. In diesem Sinne: Ergo bibamus, wie die alten Römer schon wußten.
Dipl.-Theol. Thomas Krewer, Trier
Zur Umwelt-Kolumne: „Grüne ohne Naturliebe“ von Volker Kempf, JF 46/24
Genuin konservativ
Inzwischen sind die Grünen zu einer reinen Großstadt-Partei mutiert, ähnlich wie die Großstadt-Lifestyle-Linken, die das „Grün“ genauso wie die anderen das „Links“ nur noch kokettierend vor sich hertragen. Ich muß als ökologischer oder vegetarischer Verbraucher nicht „grün“ wählen, um beim Bioladen meine Demeter-Karotten oder Bio-Gurken oder importiertes „Bio-Kokosöl“ von palmölfreien Plantagen kaufen zu wollen. „Grün“ und ökologisch ist in der Tiefe und der Herkunft eine konservative Sache und Idee. Um daraus eine Haltung und Veränderung auch des „Seins“ zu machen, ist jedoch ein „tiefenökologisches Bewußtsein“ vonnöten (Jochen Kirchhoff)! Die Lebensreformer und die Demeter-Bio-Landbaubewegung von Rudolf Steiner sind eben keine links-woken (damals sozialistischen) „Spinnereien“, sondern genuin konservativ-spirituell-christliche Motivation mit geistiger Grundlage und mit einem geistig-moralischem Menschenbild, das endlich auch im konservativ-rechten Lager wieder Fuß fassen sollte, wenn der ökologische Gedanke langfristig erfolgreich sein soll. Die jetzigen „Grünen“ braucht wirklich kein wahrer Naturmensch!
Uwe Burkart, Calw
Zu: „Siedlungsbau mit Aussicht“ von Gerd Seidel, JF 45/24
Entsetzend einseitig
Mehr als entsetzt bin ich darüber, daß die JF einer derart einseitigen Stimme ein Forum bietet. Ohne kritische Würdigung des IGH-Urteils wird hier einer unfaßbaren Einseitigkeit gehuldigt. Warum läßt die JF so etwas zu? Sandro Serafin, der für die JF schreibt, hat schon im August im Israelnetz differenziert hierzu berichtet und unter andrem auch ausgeführt, daß drei Richter des IGH gewichtige Argumente gegen dieses Urteil eingebracht haben.Kein Wort dazu in diesem hetzerischen Beitrag.
Manfred Schulz, Hannover
Zu: „Emotionsloser Eisenfresser“ von Rainer F. Schmidt, JF 45/24
Nicht so masochistisch wie die Deutschen
Seinen Artikel über den französischen General Joffre beendet Rainer F. Schmidt mit der Anmerkung, daß General Joffre in Mali fast den Volksstamm der Tuareg ausgelöscht hatte. Ich halte das für glaubwürdig: Weder die Engländer (Indien!) noch die Franzosen waren damals zimperlich in ihrem Vorgehen gegen widerborstige Kolonialvölker. Aber als ich mehr wissen wollte, die Größenordnung der Massaker etc., wurde ich weder bei normaler Internet-Recherche noch mit der Hilfe der „KI“ Gpt 4 fündig. Vielleicht sind die Franzosen auch weniger begierig als die Deutschen, sich masochistisch in den unschöneren Vorkommnissen ihrer Geschichte zu suhlen. Ganz anders ist es, wenn ich etwa zu den Hereros im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika recherchiere. Da wird dann sehr ausführlich (allerdings nicht unbedingt korrekt) belehrt. Ergebnis: „Völkermord“.
Hans Wolfgang Schumacher, Düsseldorf