Die Posse um den Neuwahltermin für den Bundestag hat auch technische Fragen aufgeworfen: Schaffen es Kleinparteien wie die Basis, ÖDP, Tierschutzpartei oder Volt, rechtzeitig Unterschriften zu sammeln? Gibt es genügend Zeit und freie Lokalitäten für die Listenparteitage? Klappt es auch in Berlin oder muß dort wieder geschätzt werden? In Sachsen und im Saarland fällt der angepeilte Wahltermin 23. Februar in die Winterferien – was für viele Eltern die Briefwahl erzwingt. Der 2. März wäre zudem mit dem folgenden Rosenmontag kollidiert. Die Bundeswahlleiterin Ruth Brand sorgte sich zunächst aber um das Papier für die Wahlunterlagen: Das stünde für einen Januar-Termin wohl kaum in ausreichender Menge zur Verfügung. Dabei ist Deutschland immer noch der größte Papierproduktionsstandort Europas und der viertgrößte der Welt – allerdings ist Druckpapier nicht CO₂-neutral und etwa 40 Prozent teurerer als bei der Wahl 2021.
„Die Verbotspolitik und belehrende Regulierungen haben dem Mittelstand massiv geschadet.“
Auch an den Druck-Kapazitäten muß eine Neuwahl nicht scheitern: „Keine Sorge, wir als leistungsstarke Bogenoffsetdruckerei sind vorbereitet – 61.500.000 Wahlzettel in Rekordzeit? Machen wir und unsere Kollegen-Betriebe doch mit links“, heißt es in einer an „Herrn Scholz“ und die „liebe Bundesregierung“ gerichteten Online-Anzeige der Firma Meinders & Elstermann aus dem Kreis Osnabrück. „Wir benötigen drei Wochen, und wir kennen noch weitere Kollegen-Betriebe, die sicher bereit sind, diese Zeit noch zu verkürzen.“ Doch der folgende Satz dürfte nicht nur der Rest-Ampel sauer aufstoßen: „Drei Jahre grüne Öko-Ideologie und rote Sozi-Träumereien haben mit einer nie dagewesenen Verbotspolitik und belehrenden Regulierungen dem Mittelstand massiv geschadet.“ Daher wird eher wieder die Bonner Köllen Druck + Verlag GmbH erneut staatliche Großaufträge abfassen, denn deren Chef mag weder Satire noch überstürzte Termine: Jeder Wahlkreis und jeder Wähler und Kandidat habe den Anspruch auf korrekte Stimmzettel, gab Bastian Bleeck im Stern zu bedenken.