Das islamische Gegenstück zum christlichen Messias ist der Mahdi, ein von Allah gesandter Nachfolger des Propheten Mohammed, welcher in der Endzeit auftauchen und dem Islam zum Sieg verhelfen soll. Zu den Personen, die im Laufe der Geschichte den Anspruch erhoben, dieser Erlöser zu sein, gehörte Muhammad Ahmad ibn as-Sayyid Abdallah aus dem Sudan. Dieser erklärte sich 1881 zum Mahdi und initiierte einen Aufstand zur Beendigung der ägyptischen Besetzung des Sudan. Dieser mutierte alsbald zum Heiligen Krieg mit dem Endziel der Errichtung eines islamischen Staates, der nicht nur Ägypten und den Sudan, sondern auch das gesamte Osmanische Reich einschloß. Unterstützung bekam Ahmad dabei von reichen Sklavenhändlern im Lande sowie der Masse der armen Bevölkerung, weil die an seine Mission glaubte.
Der Aufstand des Mahdi, welcher sich ab 1882 auch gegen die Briten richtete, die Ägypten besetzt hatten und nun den Sudan zu beherrschen versuchten, war zunächst sehr erfolgreich. Ahmad gelang Anfang 1885 die Eroberung Khartums, bei der der britische Generalgouverneur des Sudan, Charles George Gordon, getötet wurde. Daraufhin gründete der Islamistenführer das Kalifat von Omdurman, in dem die Scharia galt und der Sklavenhandel enorm aufblühte. Bald verfügte die Armee der Mahdisten über 100.000 Mann und 75 erbeutete Kanonen. Nach dem Tode Ahmads im Juni 1885 wurde sie von Abdallahi ibn Muhammad geführt, der als neuer Kalif auftrat.
„We have got the Maxim gun, and they have not“
Im April 1887 forderte Abdallahi die englische Königin Victoria auf, sich ihm zu unterwerfen. Dem folgte im Juni 1889 der Versuch, Ägypten zu erobern. Dieser scheiterte jedoch an der britischen Gegenwehr. Allerdings blieb das Empire anschließend weiter defensiv, was nicht zuletzt aus der kräftezehrenden Verwicklung in das „Great Game“ mit Rußland um die Vorherrschaft in Zentralasien resultierte. Erst auf Druck der britischen Öffentlichkeit und aus außenpolitischen Erwägungen erhielt der Oberbefehlshaber der anglo-britischen Armee Herbert Kitchener im März 1896 den Befehl, offensiv gegen die Mahdisten vorzugehen. Der nachfolgende Feldzug gipfelte in der Schlacht von Omdurman am 2. September 1898, in der die Maschinengewehre der Briten Tausende der Kämpfer Abdallahis niedermähten. Diese Überlegenheit in den imperialen Eroberungskriegen faßte der britische Schriftsteller Hilaire Belloc seinerzeit in dem zynischen Satz zusammen: „Whatever happens, we have got the Maxim gun, and they have not.“
Nach der Schlacht setzte sich der Rest nach Süden ab. Dort stellte ein 8.000 Mann starkes Kontingent unter Colonel Francis Wingate am 24. November 1899 das Gros der überlebenden Dschihadisten und besiegte dieses in der Schlacht von Umm Diwaykarat, wobei auch Adallahi fiel. Damit endete der Aufstand. Unmittelbar darauf verwandelten die Briten den Sudan in ein anglo-ägyptisches Kondominium, in dem faktisch aber nur sie das Sagen hatten. Dieses bestand bis zum 31. Dezember 1955.