© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 48/24 / 22. November 2024

Dorn im Auge
Christian Dorn

Die Welt ist nicht genug, aber sie läßt mich reflektieren, stoße ich doch auf zwei Doppelseiten des Sommers 2022. Einmal ein Interview-Nachruf auf den Guerillero und Freibeuter des deutschen Films Klaus Lemke, der in Berlin während der Dreharbeiten seines letzten – bis heute unveröffentlichten – Films „Gorilla Dreams“ im Frühjahr 2022, so ein damaliger Wegbegleiter, „noch fit wie ein Turnschuh“ war, und der, nachdem er sich einen weiteren Covid-19-Schuß setzen ließ, kurz darauf ganz plötzlich verstarb. Fast zum selben Zeitpunkt erschien ein Welt-Artikel („Unsere gespaltene Corona-Realität“) mit den Gedanken des „Tatort“-Regisseurs Dietrich Brüggemann über „Pandemisches Erzählen“ – eine Leerstelle in der deutschen Literatur wie im deutschen Film. Bemerkenswerterweise zeige bis heute kein Film den jüngsten Zivilisationsbruch, „den Pandemiealltag mit Maskenpflicht, Disziplinplakaten, andauernden Tests, allgegenwärtigen Appellen zum Abstandhalten und zur Auffrischimpfung (…) die Exzesse (…) also die Diffamierung Ungeimpfter als Sozialschmarotzer und Trittbrettfahrer“, so Brüggemann. Folglich scheinen „deutsche Filme eher in einer Realität zu spielen, in der es die Pandemie nicht gibt. Und das ist Eskapismus erster Güte.“ Der eigentliche Weg zur Wahrheit ist demnach die Komödie, die Menschen zeige, „die lächerliche Dinge tun, weil sie an einen tieferen Sinn glauben, der aber stets eine Illusion ist“. Die Komödie dagegen kenne nur die Mechanismen der Realität. Deutschland aber begegne der Komödie geringschätzig. Dabei sei „eine gute Komödie keine Flucht vor der Realität – sie ist die Realität“. Eine Ahnung davon vermittelt vielleicht die damals vom Regisseur initiierte ironisch-parodistische Kurzfilm-Aktion „#allesdichtmachen“.

Es müßte ein Lehrbuch für den gymnasialen Unterricht über das Corona-Interregnum geben.

Zugleich denke ich, daß es dereinst ein Standard-Lehrbuch für den gymnasialen Geschichtsunterricht über das Corona-Interregnum geben müßte und stelle mir bereits in groben Skizzen das Konzept vor: Eine Portät-Reihe der wichtigsten Widerstandskämpfer (Aufklärer), dazu deren administrative und strafrechtliche Verfolgung durch „Lawfare“ (Michael Ballweg, Stefan Homburg), Beispiele der Emigration (Stefan Hockertz, Boris Reitschuster, Paul Brandenburg), eine Würdigung der unbekannten Helden, die ihrem Gewissen folgten (Ärzte und Bundeswehrsoldaten), die Definition von Pandemie versus Plandemie, Diktatur-Vergleich, die Statistik von Impfschäden und Impftoten, eine beispielhafte Gedenktafel bislang verschwiegener prominenter Opfer wie Klaus Lemke, künstlerische Auseinandersetzungen wie die Netflix-Komödie „The Bubble“ oder prohetischer Art (Juli Zehs „Corpus Delicti“), der Stand von juristischer Aufarbeitung und Rehabilitation, die Täterschaft und Verantwortung in Politik und Medien (geleakte RKI-Protokolle, Impfpflicht, die Zitate-Sammlung „Ich habe mitgemacht. Das Archiv des Corona-Unrechts“, Gründung des Kontrafunks), globale Gefahren (WHO, EU-Pfizer-Deal) und ein Literaturverzeichnis mit Vorstellung der wichtigsten Werke wie „Das Staatsverbrechen“ des Mediziners und Buchautors Gunter Frank.