© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 48/24 / 22. November 2024

CD-Kritik: Melissa Etheridge – I’m Not Broken (Live)
Hinter Gittern
Thorsten Thaler

Frank Sinatra hat es getan, ebenso B.B. King und natürlich Johnny Cash, Chuck Berry, Bob Dylan, Carlos Santana, die Sex Pistols, auch Metallica – sie alle haben schon Konzerte in Gefängnissen gespielt. Für die US-Musikerin Melissa Etheridge ist das ebenfalls ein alter Hut, sie spielte bereits als Zwölfjährige hinter Gittern. „Gefängnisse waren ein großer Teil meiner Heimatstadt Leavenworth in Kansas. Innerhalb von 30 Kilometern gab es insgesamt fünf Gefängnisse. (…) Als ich etwa sieben Jahre alt war, kam Johnny Cash dorthin und gab ein Konzert, aber nur die Insassen durften zusehen. Da dachte ich: Gefängnisse müssen ein toller Ort sein, um aufzutreten.“ Nur wenige Jahre später durfte sie bei Varietés selbst dort spielen. Das Erlebnis prägte sie, „ich wollte immer wieder dorthin zurückkehren“, sagte die heute 63jährige kürzlich dem Portal Bang Showbiz.

Jetzt hat die Singer-Songwriterin ihr Album „I’m Not Broken“ vorgelegt, aufgenommen in der Topeka Correctional Facility, einem staatlichen Frauengefängnis in Kansas’ Hauptstadt Topeka. Es enthält neben Live-Versionen ihrer großen Hits – „Bring Me Some Water“, „Like the Way I Do“, „Come to My Window“, „I’m the Only One“ – den einzig neuen Titel „A Burning Woman“. Es ist das Werk einer begnadeten Künstlerin, die sich zugleich als Lobbyistin versteht, unter anderem für Frauenrechte und Suchtkranke. Filmmaterial von der Show ist in der zweiteiligen Dokumentation „Melissa Etheridge: I’m Not Broken“ auf Paramount+ zu sehen. 

Melissa Etheridge I’m Not Broken (Live From Topeka Correctional Facility) Virgin Music (Universal) 2024 https://melissaetheridge.com