Die Sprache sei der Spiegel der Gesellschaft, daher mache sich auch der Migrationsdruck in der deutschen Sprache bemerkbar, schreibt Thomas Paulwitz, Chefredakteur der vierteljährlich erscheinenden Zeitung Deutsche Sprachwelt in seinem Leitartikel „Zwischen „Aura“ und „Talahon“ in der aktuellen Ausgabe (Nr. 97, Herbst 2024). Als jüngeres Beispiel für eingewanderte Fremdwörter benennt er das Jugendwort „Talahon“. Abgeleitet aus dem Arabischen bedeute es auf deutsch etwa „Komm her!“. Bei der Wahl zum Jugendwort des Jahres 2024, die der Langenscheidt-Verlag abhält, erreichte „Talahon“ den zweiten Platz. Mit leicht drohendem Unterton gesprochen, wird „Talahon“ zunehmend als abwertendes Schimpfwort empfunden. So habe die umstrittene Sprachüberwachungsgesellschaft „Neue Deutsche Medienmacher*innen“ das Wort „Talahon“ als „rassistische Beleidigung“ entdeckt und plädiert für seine Ächtung. Doch widerstand Langenscheidt der dubiosen Forderung und erklärte im August, „eine Streichung zum jetzigen Zeitpunkt würde dem Vorwurf der Zensur Vorschub leisten.“
Über Risiken und Nebenwirkungen gegenderter Sprache in der Medizin klärt der Mediziner Frank Lothar Thies auf. Gendergerechte Sprache sei nicht nur unnütz wie ein Kropf, ihr wissenschaftliches Fundament sei wurmstichig, zudem sei sie eine Qual für alle, die sich noch einen Rest an sprachästhetischem Empfinden bewahrt hätten, Verständlichkeiten und Präzision im sprachlichen Ausdruck gingen verloren. Vor allem in der Medizin sei dies eine gefährliche und mitunter fatale Kombination. Hier habe die Sprache konzise zu sein, damit Mißverständnisse gar nicht erst entstehen könnten. Als Ideologieprodukt gehöre das Gendern zum avantgardistischen, moralisch erhabenen Milieu und sei als Kind des akademischen Elfenbeinturms nach langem Marsch auch in der medizinischen Fakultät angelangt. Hier sorge es jedoch nicht nur für Irritationen im Bereich der Patientensicherheit und enervierenden Erfahrungen auf Ärztekongressen, sondern könne durch relevante Verständnisschwierigkeiten bei schweren, intensivpflegepflichtigen Krankheitsverläufen durchaus desaströse Folgen haben.
Den „Meister des giftigen Spotts“, wie ihn Stefan Zweig bezeichnete, würdigt Johanna Sibera in ihrem „Wort aus Wien zum 150. Geburtstag von Karl Kraus“. Legendär ist sein sprachlicher Feldzug gegen die Presse, die „Tintenstrolche“, die „Journaille“ und „Preßköter“, die sich durch sein gesamtes Lebenswerk zieht. Mit der Gründung seiner Zeitschrift Die Fackel 1899 entwickelte er sich zum bedeutendsten Vorkämpfer gegen die Verwahrlosung der deutschen Sprache.
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