© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 48/24 / 22. November 2024

Aufgeschnappt
Reichsadler für den Farbbeutel freigeben
Matthias Bäkermann

Bereits auf Münzen aus Zeiten Kaiser Barbarossas prangt der „Reichsadler“, der sich bis hin zum heutigen Wappen der Bundesrepublik in verschiedenen Formen erhalten hat. Besonders martialisch reckte der Greifvogel sein Haupt zu Zeiten der Nationalsozialisten zur Seite, die ihn über ihr eigenes Signet stellten. 1945 vom Unheils-Krukenkreuz befreit, überlebte eines dieser Exemplare am Portal des Finanzamts in Ulm, wo das steinerne Zeugnis den SPD-Landtagsabgeordneten Martin Rivoir ärgerte. Da eine Beseitigung ausschied, hat der 64jährige mit dem Amtsleiter des Landesbetriebs Vermögen und Bau Baden-Württemberg,Tilmann Häcker, im Frühjahr einen Kunstwettbewerb ausgeschrieben, um den Reichsadler „für eine fortwährende Auseinandersetzung mit den NS-Verbrechen“ optisch umzugestalten. Jedem Künstler wurden zudem 1.000 Euro „Bearbeitungshonorar“ zugesagt. Eventuell auch ein Grund, daß Häcker und Rivoir sich aktuell über 70 Bewerber freuen können, wie das Portal donau3fm am Dienstag meldete. Bis Mai 2025 soll nun eine Jury den Sieger-entwurf auswählen. Vielleicht gibt dabei eine rote Farbbeutelschmiererei den Takt vor, die Häcker seit Jahren ganz bewußt nicht entfernen ließ – „als Statement der Gesellschaft“.