© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 48/24 / 22. November 2024

Den Norden erpressen
Krise der Klimapolitik: Mit Trump wächst der Widerstand gegen ökosozialistische Umverteilungen
Marco Pino

Als Donald Trump zum ersten Mal US-Präsident wurde, kündigte er umgehend das Pariser Klimaabkommen. Kein Wunder also, daß seine Wiederwahl das große Thema auf der diesjährigen UN-Weltklimakonferenz in Baku ist. Mehr noch: Während man Trumps erste Amtszeit noch als politische Anomalie abtun konnte, bestätigt seine Wiederwahl endgültig einen Megatrend im Westen, der sich gegen die Vorherrschaft linker und grüner Sichtweisen richtet. Auch das Klimathema verliert in diesem Zuge an Gewicht.

Freilich: Das Wetter liefert beständig Stoff für die „Klimakrise“. Und Leitmedien stellen auch weiterhin jedes Unwetter mit dem Klimawandel in Zusammenhang, wie jüngst die Flut in der spanischen Region Valencia. Doch hat dergleichen wirklich zugenommen? Oder wächst nicht eher die Zahl der Menschen und Handykameras, ist die „Klimakrise“ nicht eher eine Flut der Bilder?

Kurz nach der Tragödie im Ahrtal 2021 polterte ZDF-Moderator und Physikprofessor Harald Lesch in einer Sondersendung, all das sei jetzt „das neue Normal“, als hätte es dergleichen nie gegeben, als würde es fortan ständig zu solchen Katastrophen kommen. Erst Wochen nach der Flut zeigten Bonner Geologen in einer Studie, daß es ähnliche Wasserassen an der Ahr schon in früheren Zeiten gegeben hat. Auch in Spanien kennt man die „Dana“ seit Generationen. Ähnlich wie im Ahrtal konzentrieren sich auch dort die meisten Todesfälle auf eine kleine Region. Und obwohl hüben wie drüben Meteorologen den Verlauf früh und präzise vorhersagten, wurden die Menschen nicht rechtzeitig gewarnt. Mittlerweile ist bekannt, daß in Valencia gut die Hälfte der Todesopfer 70 Jahre oder älter war. Das klingt weniger nach „Klimakrise“, eher nach desaströsem Katastrophenschutz. 

Von solchen Tatsachen lassen sich „Klimaaktivisten“ nicht irritieren. Wie dringend der Handlungsdruck in Baku sei, zeige „ein Blick nach Valencia“, kommentierte Jonas Waack in der taz stellvertretend für das grüne Milieu. Die dortigen Fluten seien „doppelt so wahrscheinlich“ geworden durch die „aktuellen knapp 1,5 Grad an Erderhitzung“. Es dürfte Waacks Geheimnis bleiben, welchem Computermodell er dieses Pseudowissen entnommen hat. Entscheidender ist das: „CO2 muß auch im Globalen Süden eingespart werden, nur haben die Länder im Gegensatz zum Globalen Norden nicht das Geld dafür“. Daher reichten die 100 Milliarden US-Dollar „Klimafinanzierung“ nicht, die der Westen jährlich entrichte, gebraucht würde „mehr als das Zehnfache“. Über eine Billion also, doch „wer hat so viel Pinke-Pinke“, selbst im ach so reichen „globalen Norden“?

Apropos: der sogenannte „globale Süden“ – für jeden ordentlichen Geographen ist das die Antarktis, aber da wohnt ja niemand. Tatsächlich ist der „globale Süden“ nur das neue Wort für die Dritte Welt, die man offenbar gerade deshalb umbenannt hat, damit bloß niemand merkt, daß es beim Klimazirkus um nichts anderes geht als um die Umverteilung von Mitteln aus reichen Staaten in arme. Der CO2-Ausstoß liefert dazu den perfekten Mechanismus. Wer in den vergangenen zwei Jahrhunderten viel CO2 ausgestoßen hat, war wirtschaftlich erfolgreich – und soll nun bluten. „Klimafinanzierung“? Das ist globaler Ökosozialismus – nichts anderes.

Mit der ständig bemühten „Gerechtigkeit“ hat all das nichts zu tun. Beispiel Flutkatastrophen: Für „Klimaaktivsten“ scheint es solche erst zu geben, seit der „globale Norden“ dem CO2 verfiel. Als würden Ganges und Bramaputra, Kongo und Amazonas erst seit wenigen Jahrzehnten über die Ufer treten. Einzig: Chroniken aller Erdteile sprechen eine andere Sprache. Bekanntestes Beispiel ist der Nil, dessen regelmäßige Hochwasser das Land an seinen Ufern so fruchtbar machten, daß dort vor Jahrtausenden die ägyptische Hochkultur entstand. Erst der Bau des Assuan-Staudamms, fertiggestellt 1971, zähmte den längsten Strom der Welt, machte ihn regulierbar und linderte damit sowohl extreme Dürren als auch ständige Flutkatastrophen an seinem Unterlauf. Auch in deutschen Landen waren Hochwasser vorindustriell nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Die Nordsee beispielsweise nahm sich in den „Groten Mandränken“ (1219, 1362, 1634) ganze Landstriche, weshalb der Deichbau an deutschen Küsten schon im Mittelalter begann. An großen Flüssen führte ausgerechnet die Kleine Eiszeit zu häufigen Schneeschmelzen samt winterlichen „Eishochwassern“, was in Verbindung mit neuen technischen Möglichkeiten zur Errichtung umfangreicher Hochwasserschutzmaßnahmen ab Ende des 19. Jahrhunderts führte. Deshalb erlebt man hierzulande nur noch „Jahrhundertfluten“, weil nur solche den bestehenden Hochwasserschutz übersteigen. 

In ärmeren Erdteilen jedoch trifft fehlender Hochwasserschutz auf immer größere Bevölkerungen. Das gilt auch bei anderen Themen. In der Sahelzone beispielsweise, die in keiner klimaapokalyptischen Erzählung fehlen darf, lassen sich extreme Dürrephasen seit Jahrtausenden nachweisen. Dramatisch verändert hat sich aber die Zahl der Menschen dort, laut UN von 30 Millionen im Jahr 1950 auf etwa 100 Millionen im Jahr 2010, über 300 Millionen dürften es bis 2050 werden. Was also ist wohl der Grund dafür, wenn dort die Ressourcen knapp werden?

Um es klarzustellen: Daß acht Milliarden Erdenbürger einen erheblichen Einfluß auf Natur, Umwelt und das Klima ausüben, steht außer Frage. Doch nicht der Klimawandel, sondern das Bevölkerungswachstum ist die Hauptursache einer ganzen Reihe ökologischer und ökonomischer Probleme – bis hin zu den massiven Migrationsbewegungen der vergangenen Jahre. „Klimagerechtigkeit“ ist nur das zynische Wort dafür, daß der Westen auch anderen Erdteilen jenen Katastrophenschutz stiften soll, den er lange vor Beginn der „Klimakrise“ sich selbst leistete. Und der auch hier nicht mehr recht funktioniert. Das zeigt ein Blick nach Valencia.

Deshalb ist es kein Widerspruch, sondern logische Folge, wenn die Klimapolitik an Gewicht verliert. Ihre Konsequenzen, nebst Umverteilung vor allem steigende Energiepreise, Industrievernichtung und Wohlstandsverlust, nähren die realen Krisen und lassen die konstruierte erblassen. Konferenzen wie jene in Baku lösen keine Probleme, sondern schaffen zusätzliche. Und wenn ihr einziges Ergebnis ein ums andere Mal ist, daß Geld in die Taschen bestimmter Länder und Organisationen fließt, dann darf man mit Fug und Recht vermuten, daß es letztlich auch nie um etwas anderes ging. Ein positiver Nebeneffekt ist allerdings das zunehmend schlechte Klima für das Geschäft mit der Katastrophe. Immerhin.