© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 47/24 / 15. November 2024

Meldungen

Buchdruck beförderte die Hexenverfolgung 

BERLIN. Zwischen 1450 und 1750 kam es in Europa zu einer Welle brutaler Hexenverfolgungen, der nach einigen Schätzungen bis zu 45.000 Menschen zum Opfer gefallen sein sollen. Erklärungen dafür, warum das frühneuzeitliche Phänomen des Hexenwahns derart eskalierte, existieren viele – vom religiösen Eifer angesichts der Wirren um die Reformation und Gegenreformation bis hin zur Suche nach Sündenböcken bei Kriegen und Seuchen. Nun bringen die Soziologen Kerice Doten-Snitker, Steven Pfaff und Yuan Hsiao von den Universitäten Santa Fe, Chapman und Yale im Fachjournal Theory and Society eine weitere mögliche Ursache ins Spiel, nämlich den Buchdruck mit beweglichen Lettern (Online-Ausgabe vom 27. Oktober 2024). Das zeitliche Zusammentreffen zwischen dem Beginn der organisierten Hexenjagd und dem Aufkommen des modernen Buchdrucks sei ausgesprochen auffällig und im Prinzip auch naheliegend: Erst Werke wie der berüchtigte „Hexenhammer“ des deutschen Dominikaners und Inquisitors Heinrich Kramer, welcher 1486 zunächst in Speyer erschien und bis 1669 in 29 Auflagen mit etwa 30.000 Exemplaren gedruckt wurde, hätten dafür gesorgt, daß sich nicht nur kleine Zirkel von Klerikern mit dem Phänomen der Hexerei befaßten. (ts)

 www.link.springer.com/journal/11186




Nordische Sage: Aktueller Hinweis auf „Brunnenmann“ 

CAMBRIDGE. Die Glaubwürdigkeit altnordischer Überlieferungen ist stark umstritten. Das gilt auch für die „Sverris Saga“, welche die Herrschaftszeit des norwegischen Königs Sverre Sigurdsson von 1177 bis 1202 thematisiert und vom Abt des Klosters Thingeyrar Karl Jonsson verfaßt wurde. Nun allerdings stieß ein internationales Archäologenteam unter Martin Ellegaard von der Norwegian University of Science and Technology in Trondheim bei Ausgrabungen im Brunnen von Sigurdssons früherer Bergfestung Sverresborg auf die Überreste eines ganz offensichtlich gewaltsam ums Leben gekommenen Mannes im Alter von 30 bis 40 Jahren, der aus Südnorwegen stammte. Die Radiokarbondatierung der Knochen ergab ein Alter von etwa 800 Jahren (Online-Ausgabe von iScience vom 25. Oktober 2024). Damit scheint jetzt zumindest die Authentizität einer Passage in der „Sverris Saga“ festzustehen. In dieser wird beschrieben, wie Feinde des Königs die Burg eroberten und anschließend einen Mann kopfüber in den Brunnen warfen, um dessen Wasser zu vergiften. Der sogenannte „Brunnenmann“ ist damit der erste Protagonist in der nordischen Sagenwelt, welcher mit weitgehender Eindeutigkeit verifiziert werden konnte. (ts)

 www.cell.com/iscience



Erste Sätze

Die Wiesen, die den Ammerfluß auf beiden Ufern geleiten, waren kurz geweidet, und ihre Farbe spielte schon ein wenig in jenes müde Gelbgrün, das für die ganze sprossende Natur der erste Vorbote des nahenden Absterbens ist. 

Ludwig Ganghofer: Der Herrgottschnitzer von Ammergau, Stuttgart 1894



Historisches Kalenderblatt

15. November 1884: 

Um im gerade anlaufenden „Wettlauf um Afrika“ die koloniale Aufteilung des Kontinents zu regeln, findet auf Einladung des deutschen Reichskanzlers Otto von Bismarck die Berliner Kongokonferenz mit Beteiligung von 14 europäischen Mächten statt.