© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 47/24 / 15. November 2024

Die Welt vor Ansturm des westlichen Satanismus bewahren
Rußlands „Heiliger Krieg“

Die Russische Orthodoxe Kirche (ROK) habe sich „den neoimperialen und revisionistischen Plänen des Kreml verschrieben“. Für den Kirchenhistoriker Reinhard Flogaus (HU Berlin) zeichnete sich diese patriotisch-nationalistische Parteinahme für Wladimir Putins Politik seit der Krimbesetzung 2014 ab (Osteuropa, 5/24). Insoweit habe die im März 2024 auf dem Weltkonzil des Russischen Volkes beschlossene Grundsatzerklärung nicht überrascht, der zufolge in der Ukraine in „spiritueller und moralischer Hinsicht ein ‘Heiliger Krieg’“ stattfinde. In diesem Krieg verteidige „Rußland und sein Volk den einheitlichen geistigen Raum der Heiligen Rus“ und erfülle damit die Mission eines „Katechon“ (Zurückhalters), der „die Welt vor dem Ansturm des Globalismus“ und dem „Sieg des dem Satanismus verfallenen Westens“ schütze. Das unter Patriarch Kirill entstandene Edikt, das die Ukraine vollständig zur russischen Einflußzone erklärt, knüpfe an geschichtstheologische Traditionen an, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen. Die Vorstellung von Rußland als endzeitlicher Zufluchtsort und Katechon sei tief in der russischen Ideengeschichte verwurzelt. Mit der Verschmelzung christlichen Glaubens mit dem Bekenntnis zu Rußland stelle die ROK die Glaubenseinheit mit den übrigen Orthodoxen Kirchen zur Disposition. (ob)   https://zeitschrift-osteuropa.de