Eine Frau hat nur zwei Lebensfragen: Was soll ich anziehen? Und was soll ich kochen?“ Lediglich leichte Selbstironie klingt durch, wenn Anhängerinnen der anti-woken „Tradwife-Bewegung“ auf Tiktok und Instagram ihr Leben als „traditionelle Ehefrau“ inszenieren. Perfekt frisiert und in gebügelten Kittelkleidern tänzeln junge Frauen durch die Küche, schieben Teig für den Plätzchenbasar ihrer Kinder in den Ofen und umsorgen hingebungsvoll ihren Ehemann. Die Bewegung versteht sich dabei als Rückkehr zur Achtsamkeit, Entschleunigung und Natürlichkeit. Anstatt sich zwischen den Polen Beruf und Familie zerreißen zu lassen, sollen Tradwives in ihrem Dasein als Vollzeit-Hausfrau Erfüllung finden. Dem Liberalfeminismus und seinem „Du-kannst-alles-gleichzeitig“-Versprechen, der seit den 1960ern Frauen für den Arbeitsmarkt mobilisiert und ihnen die Doppelbelastung in Familie und Beruf aufbürdet, wird hier eine klare Absage erteilt, die für selbstbestimmte Existenz jenseits kapitalistischer Zwänge wirbt. Die „Traditionellen Hausfrauen“ sehen darin keinen Verrat an der Emanzipation, sondern die Vollendung eines Feminismus, der alle weiblichen Lebensläufe als gleichwertig betrachtet. Allerdings hapert es für die Journalistin Cara Platte bei diesen Auftritten mit der reklamierten Rückkehr zu Natürlichkeit und Tradition. Denn dazu paßten weder reichlich eingesetzte technische Hilfsmittel wie Brotbackmaschine und Hightech-Thermomix, noch die Ausblendung der Vergangenheit: Sei doch die Hausfrau samt ihrer Instagram-tauglichen Töchter eine kulturelle Erfindung der Spätmoderne (Philosophie Magazin, 6/2024). (ob) www.philomag.de