AMSTERDAM. Trotz eines Verbots von Demonstrationen kam es Montagnacht wieder zu Unruhen in Amsterdam. Dabei riefen die Randalierer, die zumeist auf Elektrorollern und Offroad-Fahrrädern mit übergroßen Reifen (Fatbikes) unterwegs waren, „Judengeschwür“, zündeten eine Straßenbahn an und bewarfen Autos sowie einen Bus mit Steinen. Drei Personen wurden festgenommen. „Nach der Judenjagd die Intifada“, postete der Vorsitzende der rechten Partei für die Freiheit Geert Wilders auf X. Derweil befinden sich noch vier Verdächtige in Haft, darunter zwei Minderjährige, denen vorgeworfen wird, während der Unruhen am vergangenen Donnerstag – oftmals ausstaffiert mit Palästinenserfahnen – offene Gewalt gegen jüdische Fans begangen zu haben. Sie sollen dem Ermittlungsrichter vorgeführt werden. Auf einer Pressekonferenz am 8. November berichtete Oberstaatsanwalt René de Beukelaer, daß vor und nach dem Spiel Ajax Amsterdam gegen Maccabi Tel Aviv insgesamt 62 Verdächtige – laut Medienberichten hauptsächlich marokkanischer Herkunft – festgenommen worden seien. 40 von ihnen wurden des „ungebührlichen Verhaltens“ verdächtigt und freigelassen. Zehn Personen wurden aufgrund von Beleidigung, Vandalismus oder des Besitzes von Feuerwerkskörpern des Platzes verwiesen. Ihre Fälle wurden zu Beginn der Woche noch untersucht. Laut de Beukelaer untersuche die Polizei die zahlreichen Bilder und Videos, um Verdächtige zu identifizieren. Ob es einen organisierten Zusammenhang gebe, sei ebenfalls Teil der Ermittlungen. Nach Angaben der Polizei wurden fünf Personen ins Krankenhaus eingeliefert und 30 weitere erlitten leichte Verletzungen. Premier Dick Schoof hatte auf X die „antisemitischen Angriffe auf Israelis“ als „völlig inakzeptabel“ bezeichnet und erklärt, daß die Angriffe auf israelische Fußballfans ein Zeichen für den zunehmenden Antisemitismus in den Niederlanden seien. Amsterdams Bürgermeisterin Femke Halsema erklärte im Anschluß daß es vor der Gewaltwelle „keine konkrete Bedrohung“ gegeben hätte. Sie habe aber den Koordinator für Terrorismusbekämpfung und Sicherheit gebeten, eine Bedrohungsanalyse vorzunehmen. Dabei sei es um das Fußballspiel – das dann als Risikospiel bezeichnet und von 800 Polizisten begleitet wurde – und das Gedenken an die Kristallnacht am selben Abend gegangen. Dagegen verurteilte das palästinensische Außenministerium „anti-arabische Gesänge und Angriffe auf eine palästinensische Flagge“, die von israelischen Fußballfans ausgeführt worden seien. Das Ministerium forderte die niederländische Regierung auf, Palästinenser und Araber zu schützen. Haben die Fans von Maccabi die Gewalt von „Roller-Jugendlichen“ selbst provoziert? Diese Frage wurde nach der „Judenjagd“ von zahlreichen Personen, die an einer Rekonstruktion durch De Telegraaf beteiligt waren, verneint. „Wenn die ganze Stadt mit Tausenden von israelischen Anhängern gefüllt ist und dann auf der Einkaufsmeile Rokin absichtlich eine palästinensische Flagge aus dem Fenster gehängt wird, wer provoziert da wen?“, erklärte ein Beamter der Mobilen Einheit dem De Telegraaf. (ctw) Kommentar Seite 2