© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 47/24 / 15. November 2024

Grüße aus … Santiago de Cuba
Kuba und die US-Wahl
Alessandra Garcia

Nur wenige Kubaner haben die Wahl in den USA verfolgt. Wichtiger war: Würde der Hurrikan Rafael wie prognostiziert die Hauptstadt Havanna treffen und gar ganze Häuserzeilen zum Einsturz bringen? 

Ob Kamala Harris oder Donald Trump  in der Gunst der US-Amerikaner vorn liegen, interessierte deswegen wenig. Zumal die Kubaner von beiden wenig Linderung ihrer Not erwarten. Trump hatte in seiner ersten Amtszeit Ernst mit dem Wirtschaftsembargo gemacht und das kommunistische Land an den Rand des Kollaps gebracht. Sein Nachfolger Biden hatte zwar versprochen, an die Tauwetterpolitik Obamas anzuknüpfen, aber in Wahrheit einige Regelungen Trumps noch verschärft.

Viele Kubaner fragen sich, was unter Trump aus ihren in die USA geflüchteten Angehörigen wird. 

Während also Trump seinen Haß auf das kubanische System deutlich artikulierte, steht Biden und mit ihm seine Vizepräsidentin Harris als Lügner da. Pest oder Cholera, antworten daher viele Kubaner auf die Frage nach ihrem Favoriten.

Trump hatte im Sommer ein ziemlich genaues Bild von der Lage auf der Insel gezeichnet: „Unter Kubas brutalen und korrupten Diktatoren leidet das kubanische Volk an schrecklicher Nahrungsmittelknappheit, Stromausfällen, Armut, politischer Unterdrückung und religiöser Verfolgung“. 

Gleichzeitig betonte der Republikaner, daß er „anders als der korrupte Joe Biden, der gegenüber den Kommunisten sehr schwach war“, auf der Seite des kubanischen Volkes stehe und mit diesem die Vision „von einem sicheren, wohlhabenden und freien Kuba“ teile: „Unter meiner Regierung werden wir gegenüber den Unterdrückern wieder sehr stark sein.“

Allerdings haben derartige Versicherungen bisher immer den Unterdrückten geschadet, indem diese und nicht die regierende Elite neue Einschränkungen ertragen mußten. Millionen Kubaner fragen sich auch bang, was aus ihren in die Vereinigten Staaten geflüchteten Familienangehörigen wird, wenn Trump die versprochene Rückführung Illegaler umsetzt.

Für die Regierung in Havanna ist das eine Win-Win-Situation. Sollte Trump Kubaner in großer Zahl ausweisen, wäre das Freiheitsversprechen der USA keine Option für die junge Generation mehr, und bleibt es bei der Sonderrolle für kubanische Emigranten, ist durch deren Dollarüberweisungen das Überleben des Systems einigermaßen gesichert.

Hatte Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel angesichts der Zerstörungen der jüngsten Tornados gesagt, „der Hurrikan ist auch ein untrennbarer Teil des nationalen Lebens und unserers Zustands als Insel“, so gilt das auch für das seit mehr als sechs Jahren bestehende Wirtschaftsembargo. Rafael hat übrigens auf seinem Weg Havanna verschont.