© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 46/24 / 08. November 2024

Leserbriefe

Zu: „Streitfall Ukraine“ von Dieter Stein, JF 44/24

Wirklichkeitsfremde Friedenstauben

Die Zugehörigkeit zur Nato als dem größten Verteidigungsbündnis der Welt ist in unserem Interesse, wie Dieter Stein zu Recht schreibt. Dafür müssen wir einen angemessenen Beitrag leisten. Statt dessen wurden die Bundeswehr kaputtgespart und die Wehrpflicht abgeschafft in der Annahme, die Nato-Partner würden uns schon im Ernstfall verteidigen. Diese kurzsichtig-egoistische Haltung ist den Partnern nicht zumutbar und wirklichkeitsfremd. Die „Friedenstauben“ sollten endlich begreifen: „Si vis pacem, para bellum.“ Mit Bellizismus hat das nichts zu tun, vielmehr mit Realismus. Nicht nur unsere Handelswege und Infrastruktur müssen wir schützen, auch unsere Freiheit und die europäische Friedensordnung, die das von imperialen Ambitionen getriebene Rußland völkerrechtswidrig in Frage stellt mit seinem Angriffskrieg auf die Ukraine.

Dr. Eva D. Plickert, München






Zu: „Peinliches Nazi-Wittern“ von Ronald Berthold, JF 45/24

Tante Hertha im Wokenkuckucksheim

Bei diesem Text über Hertha BSC („Ha Ho He – und fette Beute“) mußte ich sofort an Gespräche mit CDU-Mitgliedern denken, die alles so schrecklich finden bei der CDU: von den Nachwirkungen der Merkel-Politik bis hin zu anstehenden Bündnissen mit Wagenknechts BSW. Die aus Sentimentalität aber trotzdem nicht Abschied nehmen können von „ihrer“ CDU, obwohl diese Partei gar nichts mehr zu tun hat mit der Partei eines Adenauer, Erhard oder Kohl. Hertha BSC heute, das ist Regenbogenkult, Nazi-Riecherei und Wokeness bis zum geht nicht mehr. Das läßt sich vom unschuldigen Fußballgenuß nicht mehr trennen. Hertha ist nicht mehr der Klub früherer Jahrzehnte. Das sollte Ronald Bertold endlich anerkennen und einen kalten Schlußstrich ziehen.                            

Helmut Herten, Görlitz






Zu: „Ein gefallener Held“ von Ronald Berthold, JF 44/24

Kein Verständnis für das Fußbballgeschäft

Was soll dieser Text von Ronald Berthold zu Jürgen Klopp und den angeblich „seelenlosen Getränkefilialen“ wie RB Leipzig des Getränkeriesen Red Bull, der „traditionslose Klubs“ nach vorne pusche? Jeder Bundesligaklub hat heute millionenschwere Sponsoren, ob VW in Wolfsburg, Telekom bei Bayern München oder Evonik in Dortmund, die dort teils noch höhere Summen für ihre verhätschelten millionenschweren Profis hineinbuttern als Red Bull in Leipzig. Traditionslos? Ex-Red Bull-Chef Mateschitz hatte sich zuerst bemüht, beim „Traditionsverein“ Fortuna Düsseldorf Fuß zu fassen, wo er eine Abfuhr erhielt. Was hat die Aktiengesellschaft Borussia Dortmund heute mit dem 1909 gegründeten BVB als Klub polnischer katholischer Bergarbeiter zu tun? Und Bertolds Lieblingsverein, der 1892 gegründete „Traditionsverein“ Hertha BSC: Er wird seit Jahren schlecht geführt, zahlt übertriebene Millionengehälter an Versager und springt eifernd in jedes linksgrüne Fettnäpfchen, wo man neuerdings Jagd auf Fans macht, weil sie „fette Beute machen“ sagen – ein angeblicher NS-Sprech. 

Heute hat kein Bundesligaklub mehr irgendetwas etwas zu tun mit seinem vor einem Jahrhundert gegründeten Ursprungsverein. Alles sinnentleertes Traditionsgeschwätz, Herr Berthold. Und seien wir froh, daß durch das Engagement von Red Bull eine Stadt im Osten attraktiven Spitzenfußball erleben kann.

Kurt Flasch, Rostock






Zu: „Schlagabtausch verzögert sich“ von Frank Hauke / Gil Barkei, JF 44/24

Richter mit politischem Weitblick

Die Richter haben klug entschieden, das Verkünden des Urteils zu verschieben: Warum sollten sie es sich mit ihrer „Chefin“ zu einem Zeitpunkt verderben, wenn diese noch Zeit und Gelegenheit hat, an ihrer Karriere „zu drehen“. Bei einer Verkündung des Urteils einige Wochen vor der Wahl hat diese keine Möglichkeit mehr, „Karriere-Weichen zu stellen“, weil sie dann damit beschäftigt ist, für sich einen neuen Job zu suchen.

Karin Zimmermann, Neunkirchen-Seelscheid






Zum Schwerpunktthema: „Denunziant als Vorbild“, JF 43/24

Typisch deutsch: korrekt und gründlich

Denunziantentum gab es schon in der Antike und auch bei allen Völkern und Rassen. Die neueren Denunzianten jedoch sind Enkel der „Entnazifizierung“ und Kinder der Alt-68er wie der Apo.Nicht zuletzt steckt auch ein Quantum Stasi drin. Deutsche machen eben alles korrekt und gründlich. Ganz gleich in welcher Dekade oder unter welchem Stempel sie gerade leben. Ich frage mich, wie diese Menschen noch in den Spiegel schauen können.

Manfred Hemmersbach, Köln





Zu: „ʻMehr Furchtlosigkeit wagenʼ“, im Gespräch mit Mariam Kühsel-Hussaini, JF 43/24

Beispiellos poetisches Interview

Ich habe noch nie ein solch poetisches Interview gelesen, und ich habe schon viele gelesen. Herzlichen Dank, daß Sie mir diese Autorin nahegebracht haben, sie steht ab jetzt auf meiner Bücherliste.

Frank Hrebabetzky, Kronach






Zu: „Linke? Winke-winke“ von Christian Schreiber, JF 43/24

Transformiert bis zur Selbstaufgabe

Die jahrelange Transformation der Partei „Die Linke“ von der Protestpartei hin zum Sammelbecken urban-aktivistischer Milieus hat zur Selbstaufgabe der Linken geführt. Auch das neue Duo van Aken und Schwerdtner wird sich darauf beschränken, Forderungen der Sozialdemokraten nach einem höheren Mindestlohn und einer „Reichensteuer“ zu überbieten. Braucht es aber „Die Linke“ als linke Stimme im Parlament noch, wenn das „BSW“ nicht nur glaubwürdiger soziale Forderungen vertritt, sondern auch eine konsequente Haltung in Themen von Krieg und Frieden sowie der Migrationsdebatte vertritt? Die Aufgabe der Kritik an Nato und Aufrüstung haben die Partei ihr Alleinstellungsmerkmal gekostet. Der Realitätsverlust reicht bis zur Klima- und Corona-Politik, wo die Linkspartei jegliche Herrschaftskritik an grünen Kapitalverbänden und der Pharmaindustrie vermissen ließ. Die Partei wollte grün, urban und woke sein, wofür sie von Arbeitern, Rentnern und Arbeitslosen zu Recht abgestraft wurde. Die Parteiführung hat nicht begriffen: Die Wähler haben die Partei zuletzt nicht trotz Sahra Wagenknecht gewählt, sondern gerade wegen ihr, obwohl „Die Linke“ total entkernt und eigentlich für Linke unwählbar ist. Nun, da das wohlverdiente Ende der Partei bevorsteht, bleibt noch der „Kampf gegen Rechts“, um als kapital-konforme Bewegungslinke ein Schattendasein fristen zu können.

Marcel Jacobs, Hamburg






Zu: „Wenn Regeln außer Kraft gesetzt werden“ von Thorsten Hinz, JF 43/24

Regiehandschrift Angela Merkel

Dank an Herrn Hinz für dieses Beispiel „einstürzender Demokratiekulissen“ in Thüringen. Dessen Inszenierung ist auf allen Ebenen der Gewaltenteilung so perfekt gelungen, als hätte dieselbe Person die Dramaturgie bestimmt und Regie geführt, die damals par ordre du mufti aus dem fernen Südafrika die demokratisch erfolgte Wahl des Ministerpräsidenten Kemmerich für Thüringen rückgängig gemacht und ihre Partei dem Diktat der Minderheitsregierung des Sozialisten Ramelow ausgeliefert hat. Die Schattenseite der Lernbereitschaft dieser Merkel-Partei ist endgültig offenbart.

Gustav J. Brudy, Stockstadt am Rhein




Spannend, nicht nur in Thüringen

Das Demokratieverständnis hat sich die letzten Jahre stark gewandelt. Was sonst nur aus „Bananenrepubliken“ bekannt war, ist bei uns zur Realität geworden, wie etwa die Annullierung der Landtagswahl in Thüringen aus dem Ausland, weil das Ergebnis nicht im Sinne der Bundeskanzlerin und ihrer Politfreunde war. Einsatz von NGOs und „Demokratie-Förderprogrammen“, um den dummen Wählern Nachhilfe zur „richtigen“ Wahlentscheidung zu geben. Die von der CDU initiierte Landtagsposse am 26. September 2024 und ihre Folgen schaden nicht nur der Demokratie, sondern auch der CDU selber. Es wird der Anfang vom Ende der CDU in Thüringen werden. Das Bündnis CDU-BSW führt zur Spaltung und massiven Schwächung der CDU. Sollten sich die Plagiatsvorwürfe gegen Mario Voigt bestätigen, wird es der CDU zusätzlich schaden. Es bleibt spannend, nicht nur in Thüringen.

Jens Reinhardt, Hörden/Harz






Zu: „Unterm Fallbeil des Totalitarismus“ von Dietmar Mehrens, JF 43/24

Ein Oscar-Aspirant

Ich habe den Film „In Liebe, Eure Hilde“ von Andreas Dresen gesehen und war zutiefst beeindruckt. Es ist der traurigste Film, den ich jemals gesehen habe. Die Darstellung der Nazizeit aus Sicht der normalen Menschen war überfällig. Die vom Rezensenten vermißten Details der Spionage- und Widerstandstätigkeit waren Hilde Coppi auch nicht näher bekannt. Menschen werden als Menschen in ihrer Zeit dargestellt, auch die, die dem faschistischen Staat dienen. Das waren nicht alles überzeugte Nationalsozialisten. Es wird gezeigt, wie Menschen damals lebten und handelten, ohne die oft übliche Überheblichkeit derer, die mit später Geburt begnadet sind und deshalb immer alles besser wissen. Der Regisseur Andreas Dresen als Zeitgenosse und gelernter DDR-Bürger hat sowohl die sozialistische deutsche Diktatur in der DDR als auch den demokratischen Rechtsstaat Bundesrepublik nach der Wiedervereinigung erlebt und weiß, wovon er redet und was er uns erklären will. Der Rezensent erkennt das sehr gut, aber schießt mit seiner Meinung zur These von Dresen über das Ziel hinaus. Und wo diese Aussage „steil“ ist, weiß nur er alleine. Ebenso, welche Filme von Andreas Dresen spröde sein sollen. Meines Erachtens nach ist Dresen einer der besten deutschen Regisseure, dessen Filme mitten aus dem Leben gegriffene Realität darstellen. Spröde sind wohl eher die Filme der ebenfalls bedeutenden Regisseure Werner Herzog und Rainer Werner Fassbinder. Einen Verdruß über die wechselnden Zeitebenen habe ich im Gegensatz zum Rezensenten nicht empfunden – ich konnte auch ohne die vermißten Einblendungen über Ort und Zeit sehr gut erkennen, um was es ging. Eine solche Erzählweise ist ein probates Mittel zur Aufrechterhaltung der Spannung und keinesfalls „postmoderner Lust an Dekonstruktion aufs Geratewohl“ des „eigenwilligen“ Filmemachers geschuldet. Eher war hier wohl ein eigenwilliger Rezensent am Werk. Ein guter Filmemacher weiß: Ich darf nicht langweilen! Der Film dauert zwei Stunden, ohne daß Längen entstehen. Er ist absolut sehenswert, aber nichts für schwache Nerven empfindsamer Gemüter. Auch von mir noch eine steile These: Für diesen Film bekommt Andreas Dresen oder Liv Lisa Fries oder die Drehbuchautorin oder die Kamerafrau den Oscar oder alle zusammen.

Dipl.-Ing. Steffen Hering, Duisburg






Zu: „Ein Friedensstaat, der keiner war“ von Johannes Fischer, JF 43/24

Blind für aktuelle Demokratiedefizite

Nach der Rezension des Buches „Freiheitsschock. Eine andere Geschichte Ostdeutschlands von 1989 bis heute“, dem der Rezensent großenteils zustimmt, liegt diesem Buch wohl die grundlegende Fehleinschätzung zugrunde, alle gegenwärtigen Übel, wogegen besonders im Osten Deutschlands protestiert wird, seien einer westlichen „Freiheit“ geschuldet. Dabei wird sowohl die global gelenkte, gezielte Veränderung der Gesellschaft „von oben“ als auch die Anwendung wissenschaftlich ausgefeilter Manipulationstechniken völlig außer acht gelassen. Daß eine „große ostdeutsche Mehrheit“ von einer „unverarbeiteten Diktatursozialisation“ geprägt sei, kann ich als Betroffener der DDR-Diktatur nicht bestätigen, auch nicht, daß jetzt nach einem starken Staat gerufen würde. Uns fehlt keine „Demokratie- und Freiheitsschule“, sondern wir erstreben auch jetzt die Freiheit, weil wir das Gegenteil erfahren haben und nun wieder massive Freiheitseinschränkungen erleben. Eine Verklärung der DDR ist selbstverständlich abzulehnen. Aber für die aktuellen dramatischen Demokratie-Defizite scheint der Autor blind zu sein.

Prof. Dr.-Ing. Lutz Sperling, Magdeburg






Zu: „Ein Superstar der Lüfte gesucht“ von Volker Kempf, JF 40/24

Sie haben viel zu schwere Flügel ...

Der Artikel läßt einen wesentlichen Aspekt der Windkraftanlagen außen vor und übernimmt den Terminus „windenenergiesensible Vogelarten“, was immer damit auch gemeint sei. Ähnliches gilt für die „Abstandsregeln“. Als passionierter Naturfotograf und Vogelbeobachter kann ich damit nichts anfangen. Kaum zu glauben, daß sich Schwarzstörche oder gar Greifvögel wie Fischadler in die Nähe dieser Windräder begeben, und nachts sind sie nicht auf Beutesuche. Selbstverständlich ist jedes Windkraftopfer eines zu viel. Energisch sollten wir daher diese grüne Fehlleistung bekämpfen, die unsäglich viel Beton im Erdreich hinterläßt, den niemand je wieder ausgraben dürfte; von der Landschaftsverschandlung gar nicht zu sprechen. Diese Argumente wischen die Betreiber, die Unsummen damit verdienen und sich auf die rot-grüne Klimareligion berufen, einfach von Tisch. Die „Andersgläubigen“ haben somit keine Chance. Außerdem gibt es energiewissenschaftliche Untersuchungen, die den Nutzen dieser Energiegewinnung in Frage stellen. Man fahre nur mal von Berlin in Richtung Nauen. Im Wald der Windräder bewegt sich oft kein Flügel ...

Dirk Jungnickel, Berlin