© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 46/24 / 08. November 2024

Umwelt
Grüne ohne Naturliebe
Volker Kempf

Aus den Grünen wurde inzwischen eine reine Großstadtpartei, Zimmerpflanzen sind ihr lebensweltlich näher als der Acker. Der Kampf um den Torf im Blumentopf wurde dann auch schon zum Kampf des schwäbelnden Ampelministers Cem Özdemir. Die Bauern verärgerte der mit 40 Prozent im Wahlkreis Stuttgart I direkt gewählte Sozialpädagoge indes mit seiner Agrarpolitik. In schwierigen Zeiten müssen Landwirte einen wachsenden Kostendruck stemmen, da hilft ihnen die ideologische Politik der Bundesregierung nicht weiter. Steigt die Wut der Bauern, spricht Özdemir gerne davon, es sei friedlich zu diskutieren. Selbst teilt er aber gerne aus wie ein Phrasendrescher, wenn es um die unliebsame Konkurrenz von rechts geht. Das polarisiert und bringt damit, so die Kalkulation, den Grünen die Stimmen zurück. So recht geht die Rechnung nur nicht auf.

Um Politik für die Umwelt und die Menschen zu machen, braucht man diese Großstadtpartei nicht mehr.

Die Großstadtgrünen lauschen den GEZ-Medien, die überwiegend von ihresgleichen gemacht werden, und wittern in jedem gemeldeten Wetterphänomen überall in der Welt den Klimawandel als Ursache. Die aus Südbaden stammende Politologin und Wirtschaftsstaatsekretärin Franziska Brantner, die nach dem Vorsitz der Partei greift, heult da auch nur mit den Wölfen. Originelle Köpfe wie ihr Ex-Lebensgefährte Boris Palmer spielen keine Rolle mehr. Die Grünen bleiben, auch nach dem Abgang von Ricarda Lang und Omid Nouripour, personell eine naturentfremdete Großstadtpartei, wenig fachkompetent, berechenbar und langweilig. Die Grünen haben ihren Zenit überschritten. Es geht bei ihnen eher um das eigene Überleben als noch um Kanzlerschaft und den Ministerpräsidenten, den sie stellen. Der 76jährige Amtsinhaber Winfried Kretschmann gehört schon zu den aussterbenden Arten im Biotop der Grünen. Um Politik für Natur und Umwelt zu machen und die Menschen dabei mitzunehmen, braucht man die Grünen nicht mehr.