© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 46/24 / 08. November 2024

Dorn im Auge
Christian Dorn

Das ist wirklich der Gipfel! Oder ist es schon der letzte Schrei? Während die Alpha-Ampelmänner (un)lauter Spitzentreffen mit Akteuren der Wirtschaft abhalten, sehe ich eine aktuelle Szene im Fernsehen: Robert Schwätzer Habeck, der, ohne rot zu werden, vor Industrievertretern sich ebenso seelenruhig wie breitmäulig als „Anwalt der Wirtschaft“ präsentiert. Mir bleibt glatt die Spucke weg. Ist das nur Chuzpe? Schlag nach bei Shakespeare! Sofort lesen wir: Ist es auch Wahn, so hat es doch Methode. Augenscheinlich eine mit dem Akronym AfD: Anwalt für Deindustrialisierung. Bereits ein taz-Interview von 2011 zitiert Habeck in der Überschrift mit der Losung: „Wir brauchen keine Autofirmen“. Dazu George Orwell treffend: „Manche Ideen sind so töricht, daß nur ein Intellektueller sie glauben kann, denn kein normaler Mensch kann so töricht sein.“ Was, so mein folgender Gedanke, waren das noch für Zeiten, als ein Christoph Schlingensief im Rahmen des Spektakels „Fehler des Wahnsinns“ eine Vorstellung unter der programmatischen Verheißung „Tötet Helmut Kohl!“ auf die Bühne brachte. Doch leider ist da kein Regisseur, der die „Birne“ von einst gegen den „Scholzomat“ heute ersetzen würde.

Ein Bundestagsabgeordneter der Grünen kritisiert die jüngste Antisemitismus-Resolution.

Irre erscheint auch das jetzt in Kraft getretene Selbstbestimmungsgesetz, das ebenso ein spezifisches AfD-Akronym hat: Allianz für Dekadenz. Doch auch der literarische Betrieb läßt sich nicht lumpen: Die ambitionierte und empathische Buchhandlung Uslar & Rai im Prenzlauer Berg, wo Caroline Peters jüngst ihr autobiographisch inspiriertes Romandebüt „Ein anderes Leben“ vorstellte, vertreibt eine offenbar alternativlose, interventionistische Agitprop-Postkarte.

Währenddessen kritisiert der kulturpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion Erhard Grundl, der sich schon als Part-Time-Seenotretter um die illegale Migration verdient gemacht und die Delegation zur Remigration der Benin-Bronzen begleitet hatte, die jüngste Antisemitismus-Resolution, da diese ein „herber Schlag“ sei und die Kunstfreiheit bedrohe. Unterstützt wird er unter anderem von der Klimakirchen-Vorbeterin Luisa Neubauer, der Chefin des Hamburger Kulturzentrums Amelie Deuflhard, dem Künstler Wolfgang Tillmans, der Schriftstellerin Eva Menasse, dem Generalsekretär des Goethe-Instituts Johannes Ebert oder dem Linken-Chef Jan van Aken, für den die „Vielfalt“ durch Migration heilig ist. Dabei, fällt mir gerade auf, wird die ruhelose Figur des Ahasver seit Jahrzehnten und geradezu phänotypisch, ewig perpetuierend von den „Palästinensern“ verkörpert, die überall auf der Welt – qua Geburt – als „Flüchtling“ das Licht der Welt erblicken.

Agitprop-Post-karte der Buchhandlung Uslar & Rai in Berlin- Prenzlauer Berg