Angespannt wie nie zuvor warteten die US-Amerikaner auf die Wahlergebnisse am Dienstagabend. „Wählt! Wählt, als ob Euer Leben davon abhängt“, hatte Donald Trump am Morgen im Netz gefordert. Und das taten die Amerikaner. Schnell zeigten sich die ersten Überraschungen und Ausreißer dieses Wahlkampfes. Da Florida die Stimmabgabe in Echtzeit überträgt, wurde schnell klar, daß Demokratenhochburgen wie Miami und Tampa auf einmal Donald Trump und die Republikaner wählten.
Dieser Trend sollte sich über den ganzen Wahlabend weiterentwickeln und ausbauen. Stetig trudelten die Ergebnisse aus den verschiedenen Staaten ein und jeder Beobachter mußte feststellen, daß die Bürger am Wahltag, entgegen vieler Umfragen, doch für Trump zu den Urnen gegangen sind. Die Republikaner verbrachten den Wahlabend in Trumps Anwesen in Mar-a-Lago in Florida, während das Harris-Team in der Hauptstadt Washington auf die ersten Ergebnisse wartete.
Die Demokraten waren voller Hoffnung auf einen Sieges in den Abend gegangen, und es zeigte sich schnell, daß Ostküstenstaaten wie New Hampshire oder auch Virginia, die Trump eigentlich rot machen wollte, am Ende für Harris wählten. Sie sicherte sich, wie zu erwarten, einen deutlichen Vorsprung in New York, New Jersey und Massachusetts. Für die Demokraten war nun der Schlüssel zu den 270 Wahlmännern, die sogenannten „Rostgürtel“-Staaten wie Wisconsin, Michigan und Pennsylvania. „Sie muß dort gewinnen, sonst hat sie keine Chance“, hieß es bei Jake Tapper von CNN. Nur am Ende sollte es nicht reichen. Bereits um Mitternacht war klar, daß Donald Trump einen so großen Vorsprung in Wisconsin und Pennsylvania hatte, den sie nicht hatte einholen können.
„Ich kann es kaum glauben. Das ist unsere Revolution“, rief der konservative Kommentator Benny Johnson bereits zwei Stunden nachdem die ersten Zahlen öffentlich wurden, seinen hunderttausenden Zuschauern während seines Livestreams auf Youtube zu. Während sich linke Medien wie CNN zuerst mit eindeutigen Prognosen zurückhielten und immer wieder betonten, daß es für Kamala Harris noch einen Weg geben würde, hatte die New York Times bereits um 22 Uhr Ostküstenzeit erklärt, daß Trump mit über achtzigprozentiger Wahrscheinlichkeit die Wahl in der Tasche haben würde. Hatten die Demokraten am Dienstag noch behauptet, daß Staaten wie Iowa oder auch North Carolina für Harris stimmen würde, materialisierte sich dies am Ende doch nicht. „Es wäre wirklich ein Wunder, wenn Harris mit diesen Zahlen noch gewinnen würde“, gestand CNN-Kommentator Chris Wallace seinen verblüfften Kollegen dann.
„Spiel, Satz und Sieg“, erklärte Elon Musks Nachricht an seine über 200 Millionen Follower auf X gegen 22 Uhr des Wahlabends euphorisch. „Wir wußten mit den einkommenden Ergebnissen aus Pennsylvania, daß Trump es schaffen wird“, erklärte er am Abend im Gespräch mit dem Fernsehmoderator Tucker Carlson.
Die Koalition von Trump mit ehemaligen Demokraten wie Robert F. Kennedy und Tulsi Gabbard hat wie eine Bombe besonders bei den Minderheiten im Land eingeschlagen. Besonders in dem umkämpften Staat Pennsylvania zeigte sich, daß Latinos und Schwarze prozentual mehr für Trump stimmten als in den Wahlen zuvor. „Er ist einfach der einzigartigste Präsident, den wir in unserer Geschichte hatten“, erklärte Kennedy. „Das Ausmaß der Veränderungen, die er an der Regierung vornehmen will, ist beispiellos. Er will eine Revolution und ich denke, er wird sie bekommen.“
In Bezug auf den Rest der Welt erklärte der britische Politiker Nigel Farage, ein Freund Trumps, der für die Wahl in die USA geflogen war, daß die Welt nun auf Amerika schaue. „Es ist eine große Sache. Es geht um die Führung der westlichen Welt. Dies ist ein wirklich wichtiger Moment.“
Das mit Spannung erwartete Ergebnis sollte entweder die erste weibliche Präsidentin Amerikas hervorbringen oder ein scheinbar unmögliches Comeback für Trump sein. Bis zur letzten Minute war es ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Die Umfragen am Abend vor der Wahl sahen Trump in allen der umkämpften Staaten vorn. Auch am Dienstagmorgen sah es gut für Trump aus. „Er liegt in den meisten umkämpften Staaten marginal vorn. Außerdem gibt es interessante Tendenzen in Staaten wie New Hampshire und Virginia“, verriet Mark Mitchell von Rasmussen Reports, einer der wichtigsten Meinungsforscher der USA.
Trump freut sich über Mehrheit der Republikaner im Senat
Daß der Wahlkampf beispiellos war, ist keine Frage. Zwei versuchte Attentate auf Donald Trump, das Ausscheiden des amtierenden Präsidenten Joe Biden aus dem Rennen, die Ernennung von Harris als Kandidatin ohne Vorwahlen und eine Medienschlacht, die auch vor offensichtlichen Lügen und Falschdarstellungen keinen Halt machte. Es sollte die folgenreichste Entscheidung seit Langem sein. „Es wird kein Entkommen geben. Das ist es. Dies ist die letzte Chance“, forderte der weltweit vermögendste Mann, Elon Musk, die Menschen am Vorabend während eines Podcasts mit Joe Rogan zur Wahl Trumps auf.
Musk warnte vor einer totalen Veränderung des Landes unter einer demokratischen Regierung. „Wenn die Demokraten diese Wahl gewinnen, werden sie genug Illegale legalisieren, um die Swing States zu verändern und überall wird es wie in Kalifornien sein“, verdeutlichte Musk in Anlehnung an die Tatsache, daß sein ehemaliger Heimatstaat chancenlos für Konservative geworden ist. „Wählt, als würde Euer Leben davon abhängen. Wählt, als hinge Eure Zukunft davon ab, denn das tut sie“, so der Milliardär weiter. Die Tatsache, daß Rogan ein Demokrat, der weltweit den meistgehörten Podcast betreibt und normalerweise keine politischen Positionen einnimmt, sich schlußendlich für Trump aussprach, ist für viele Experten ein wichtiges Zeichen gewesen, daß eine Veränderung in der Einstellung zu Trump stattgefunden hat. „Das ist eine große Sache“, erklärt FoxNews und auch linke Medien wie CNN und die New York Times berichten darüber noch am selben Abend. Trump erfuhr von Rogans Unterstützung auf der Bühne bei seiner letzten Wahlveranstaltung und bedankte sich vor einer jubelnden Menge: „Danke Joe, das ist sehr nett. Er tut so etwas nicht.“
In den letzten Stunden des Wahlkampfes hatten beide Kandidaten erneut die volle Kraft ihrer prominenten Unterstützer aufgebracht. Die Kampagne von Harris hatte sich zuletzt auf den Staat Pennsylvania konzentriert, während Donald Trump und sein Team zusätzlich North Carolina und Michigan besuchten. Harris hat die Hollywood-Elite auf ihrer Seite und veranstaltete eine große Show in Philadelphia mit unter anderem Katy Perry, Lady Gaga, Oprah Winfrey und Ricky Martin.
Talkshowlegende Winfrey sprach eine ähnliche Drohung aus wie Musk von der anderen Seite des Flurs: Die Demokratie stehe auf dem Spiel, wenn der andere Kandidat gewinne. „Wenn wir morgen nicht zur Wahl gehen, ist es gut möglich, daß wir nie wieder die Gelegenheit haben, unsere Stimme abzugeben“, sagte sie und fügte hinzu, daß „all die Unruhe und Angst, die man spürt, spürt, weil man die Gefahr spürt.“ Auch Harris warnte in ihrer 7minütigen Abschlussrede vor einer „Diktatur“ Trumps. „Es ist Zeit für eine neue Generation von Führungskräften in Amerika“, sagte Harris, obwohl sie als Vizepräsidentin bereits seit fast vier Jahren an der Spitze des Landes steht und versprach der Menge, daß sie die richtige Person dafür sei.
Trump hatte seine Familie nach Michigan mitgebracht und warf Vizepräsidentin Kamala Harris und der Biden-Regierung zum Abschluß Versäumnisse im In- und Ausland vor: „In den vergangenen vier Jahren haben die Amerikaner ein katastrophales Versagen, einen Verrat und eine Demütigung nach der anderen erlitten. Meine Botschaft an die Amerikaner heute Abend ist einfach: Wir müssen nicht auf diese Weise leben. Wir müssen uns nicht mit Schwäche, Inkompetenz, Niedergang und Verfall abfinden“, betonte Trump und freute sich später daß die Republikaner den Senat – die Auszählung der Sitze des Repräsentantenhauses stand zu Drucklegung nicht fest – zurückgewannen.
Trumps Republikaner färben die Vereinigten Staaten weiter in ihrer roter Farben
Eineige Bundestaaten waren zu Drucklegung nicht ausgezählt (Stand: Mittwoch, 6. 11. 2024, 07:17 Uhr)