Sitzen ist das neue Rauchen, lautet eine dieser modischen Gesundheitsbinsen. Im Klartext bedeutet sie, daß es durchaus ein volksgesundheitliches Phänomen ist, wenn vermehrt Rückenschäden auftreten, verursacht durch die überhandnehmende Berufstätigkeit im Sitzen, verbunden mit allgemeinem Bewegungsmangel. Und daß diese neue Form ungesunden Lebenswandels den guten, sprich bösen, alten, mittlerweile weitgehend geächteten Glimmstengel in Sachen Risikobewertung abgelöst hat. Wer sitzt, lebt gefährlich, mögen sich auch jene Kommunen, vorrangig in Baden-Württemberg gedacht haben, die begannen, ihre Sitzbänke im Wald „aus Sicherheits- und Kostengründen“ abzubauen, wie die Agenturen dieser Tage vermelden. So plane beispielsweise die Gemeinde Schömberg im nördlichen Schwarzwald, 60 ihrer insgesamt 400 Bänke zu entfernen. Begründung: Spaziergänger könnten, wenn sie auf einer solchen Bank sitzen, durch herabfallende morsche Äste verletzt werden. Und dafür müßten dann die Waldbesitzer haften. Denn der Rechtsprechung zufolge fällt ein solches Ereignis unter „atypische Gefahren“ – und dann gilt die sogenannte Verkehrssicherungspflicht. Daß ein herabfallender Ast im Wald „atypisch“ sein soll, hält der Präsident des Landesseniorenrats im Südwesten, Eckart Hammer, für „groben Unfug“. Und den geplanten Abbau der Bänke für kontraproduktiv. Das widerspreche allen Bemühungen, ältere Menschen zur Fitneß zu ermutigen. Denn dabei bräuchten Senioren häufigere kurze Erholungsphasen. Ohne die Möglichkeit, sich auch mal ausruhen zu können, würden sie sich wahrscheinlich weniger bewegen. „Es ist gerade so, wie wenn an den Autobahnen sämtliche Parkplätze und Raststätten schließen würden“, meint der 70jährige. Wer sich nicht bewegt, weil er nicht sitzen kann, um nicht erschlagen zu werden, könnte vielleicht … mal wieder rauchen?