© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 45/24 / 01. November 2024

Kabinenklatsch
Peinliches Nazi-Wittern
Ronald Berthold

Kennen Sie das, wenn Sie unerwartet Ihren eigenen Namen lesen und der Puls etwas höher schlägt? So ging es mir, als ich auf JF-Online die Kommentare unserer Nutzer las. Ein „Winkelried“ schrieb dort: „Freue mich bereits auf den nächsten ‘Kabinenklatsch’ von Ronald Berthold über seinen Regenbogen-Verein.“ Ups, das hatte gesessen, denn es war nicht wirklich lieb gemeint. Worum ging es? Die Kollegin Zita Tipold berichtete, daß Hertha BSC Rechtsextremismus unter den Fans wittere, weil die in den sozialen Netzwerken gern „Ha Ho He – und fette Beute!“ schreiben. Die letzten beiden Wörter seien, so der Verein, „eine Kriegsparole aus der NS-Zeit“ und würden als Teil einer „rechtsextremen Phraseologie“ verwendet. Nun habe ich Politologie studiert, bin nicht nur an Sport, sondern auch an Geschichte interessiert. Aber davon hatte ich noch nie etwas gehört. Genauso ging es mir schon bei „Alles für Deutschland“. Da fühlte ich mich auch als Ahnungsloser und Verharmloser.

Zurück zum Kommentar von „Winkelried“: Erstens freue ich mich, daß er den „Kabinenklatsch“ liest und weiß, daß in meinen Adern blauweißes Blut fließt. Zum anderen finde ich die „Fette Beute“-Nummer genauso haarsträubend wie er. Und zum dritten frage ich mich, welchem Verein er anhängt. Seitdem ich ein Kind bin, muß ich die Frage erdulden: „Was hat denn deine Hertha da wieder für einen Mist gespielt?“ Als ob ich mitgekickt hätte. Vielleicht geht’s Ihnen mit Ihrem Klub auch so, „Winkelried“? Und natürlich finde ich dieses Nazi-Wittern peinlich und schäme mich für Hertha. Aber bis zum letzten Atemzug werde ich den Verein in meinem Herzen tragen. Da komme ich nicht mehr raus.