Thomas Mann. Der 150. Geburtstag des „Zauberers“ steht zwar erst im Juni 2025 an, aber die einschlägigen Verlage treffen heute schon ihre Vorbereitung. Allen voran die DVA, die einen Wälzer über den jungen Thomas Mann sogar in diesem Herbst präsentiert. Autor ist der mehrfache Grimme-Preisträger Heinrich Breloer, der mit gehobener GEZ-Unterhaltung wie dem Dreiteiler „Die Manns“ (2001) und der Verfilmung des Erstlingsromans „Die Buddenbrooks“ (2008) als Experte für Leben und Werk des Nobelpreisträgers gilt. Was Breloer nun in Buchform vorlegt, ist eine Collage von Originaltexten aus Manns Romanen und Erzählungen, aus Briefwechseln, Forschungsliteratur und „eigenen Ausführungen“. Letztere sorgen dafür, daß die „bewußt komponierte Hommage“ für die Geburtstagstafel als ungenießbarer Heringssalat mit Himbeersauce verunglückt. Kostprobe aus dem Kapitel „Flitterwochen in der Schweiz“, wo Breloer phantasiert, was „Tommy“ im Schlafwagen I. Klasse wohl über die schlummernde, ihm frisch angetraute Millionärstochter Katia Pringsheim dachte: „Thomas schaute auf seine schlafende Braut. Die dunklen schwarzen Haare, die perlblassen Wangen. Er hatte sie gesehen und auch bald ausersehen. Es war ihm gelungen, sie in seinen Lebensroman hineinzuschreiben.“ Breloer ist es in dieser Passage und 200 weiteren „eigenen Ausführungen“ perfekt gelungen, so wie die Kitsch-Klassikerin Hedwig Courths-Mahler zu schreiben. (wm)
Heinrich Breloer: Ein tadelloses Glück. Der junge Thomas Mann und der Preis des Erfolgs. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2024, gebunden, 462 Seiten, 26 Euro
Baerbock. Seit fast drei Jahren ist Annalena Baerbock Deutschlands Außenministerin. Selbst unpolitische Zeitgenossen sind mit ihren intellektuellen Fehlleistungen vertraut, man denke etwa an die berühmte 360-Grad-Wende oder den Kobold in der Batterie. Nun liegen Baerbocks Aussetzer gesammelt vor. Allerdings liefert Werner Reichel nicht nur ein amüsantes Nachschlagewerk, denn bei allem Spott ist die 43jährige eine der mächtigsten Personen des Landes. Was also treibt sie an? Welche Ziele verfolgt sie? Und wie hat sie es trotz ihrer Defizite nach oben geschafft? Bei der Recherche, schreibt Reichel, sei ihm das Lachen im Hals steckengeblieben. Er warnt eindringlich vor der Grünen-Politikerin, die er für eine gefährliche Ideologin und Narzißtin hält. Zugleich steht Baerbock in seinen Augen wie kaum ein anderer Politiker für den woken Zeitgeist. Er beschäftigt sich daher zwangsläufig nicht nur mit ihrer Person, sondern auch mit den gesellschaftlichen Mechanismen, die das Phänomen Baerbock überhaupt erst möglich machen. (dh)
Werner Reichel: Best of Baerbock. Der Karrieresprung vom Trampolin ins Außenministerium. Kopp Verlag, Rottenburg 2024, gebunden, 222 Seiten, 22 Euro