© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 45/24 / 01. November 2024

NIcht nur PiS-Politik: Polen als ewiges Opfer seiner Nachbarn
Polnischer Opfer-Wettbewerb

Im Nachklang der Gedenkfeiern an den „Warschauer Aufstand“ vom August 1944 erinnert FAZ-Redakteurin Verena Lueken im Linksaußen-Magazin Konkret (10/2024) daran, daß erst die 2023 abgewählte nationalkonservative PiS-Regierung diesem militärischen Debakel eine zentrale Rolle in ihrer „offensiv nationalistischen Geschichtspolitik“ zugewiesen habe. Sie stellte den Aufstand damit in eine nationale Freiheitstradition, die die Sicht auf Polen als ewiges Opfer seiner Nachbarn favorisiere. Je größer dieses Opfer, desto begründeter erscheinen dafür reklamierte Entschädigungen, wie sie auch die PiS-Nachfolger geltend machen. Mit ihrer 2019  nahe am Denkmal für die ermordeten Juden Europas errichteten Filiale des Warschauer Pilecki-Instituts sei die PiS in einen Opfer-Wettbewerb eingetreten: „Ziel ist es, ein polnisches Yad Vashem zu werden und die Polen als Opfer auf eine Stufe mit den Juden zu stellen.“ Kritische Aspekte der polnisch-jüdischen Beziehungsgeschichte wie die Erforschung der Kollaboration und polnischer Judenpogrome würden daher verschwiegen. Es gebe zwar jeden Grund, an deutsche Verbrechen in Polen zu erinnern, jedoch keinen, eine polnische Opfererzählung zu etablieren, die alles angeblich „Antipolnische“ ausblendet. Denn es gab Polen, die Juden halfen, aber auch diejenigen, die sie verrieten. (ob)  www.konkret-magazin.de