Ost-West. Ist „der Osten“ nur eine Erfindung des Westens? Und hat „der Westen“ sich am Ende selbst erfunden, als beruhigendes Ich-Ideal in schweren Zeiten? In dieses Gemenge aus Projektionen und Gegenprojektionen steigt der Philosoph Jürgen Große ein. „Die intellektuelle Unschuld des sich solcherart selbst erzeugenden Westens ist total, weil dasjenige, wovon er sich kulturell, intellektuell, diskursiv und bis heute auch sozioökonomisch nährt, für ihn undurchdringlich bleibt“, analysiert Große, der sich in Deutschland unter anderem als Kenner des rumänischen Philosophen Emil Cioran einen Namen gemacht hat, in seiner bundesrepublikanischen Mentalitätsarchäologie. Dieses für den deutschen Westen so fremde „Ostdeutschland“, das er nach Lust und Nutzen instrumentalisieren kann, ist letztlich ein dunkler Ort wie aus einem Märchen, dem man im Handumdrehen den besseren – idealisierten – Westen entgegensetzen kann. Große schreibt anspruchsvoll, ohne seinem Text allzuviel Längen zu verpassen. Seine Reflexion liest sich angenehm kursorisch und schließt an Dirk Oschmanns Analyse „Der Osten: eine westdeutsche Erfindung“ von 2023 an. Ein Buch gegen falsche Selbstvergewisserungen. (fw)
Jürgen Große: Der ewige Westen. Wie ein Land nach sich selbst suchte und die alte Bundesrepublik fand. Verlag Das Neue Berlin, Berlin 2024, broschiert, 240 Seiten, 20 Euro
Unterwegs. Einmal mehr legen Sr. Anna Maria Henkel und Pfr. Winfried Pietrek ein Büchlein vor, das die faszinierende Persönlichkeit von Jesus Christus aufleuchten läßt. So erzählen sie von Menschen, die Ihm begegneten, berichten von seinen Wundertaten, vom Pilgern nach Jerusalem und Santiago de Compostela und über die zahlreichen Blutzeugen für Jesus. Sie lassen an dieser Stelle Personen zu Wort kommen, die die Wunder Jesu aus erster Hand miterlebten, die Heilung von Kranken, die Austreibung von Dämonen und die Erweckung von Verstorbenen vom Tode, bis er selbst aus eigener Kraft von den Toten aufersteht und zahlreichen Menschen in seinem verklärten Leib erscheint. In einem weiteren Teil des Büchleins untersuchen sie das Phänomen des Pilgerns, das sich bis heute großer Beliebtheit erfreut, nicht nur bei den Gläubigen, sondern auch bei Menschen, die auf der Suche nach der göttlichen Wahrheit und dem tieferen Sinn des Lebens sind. Bereits in der Antike setzte das betende Wandern zu den heiligen Stätten in Israel ein, wo Jesus lebte und wirkte. Beleuchtet werden auch die Märtyrer aller Stände, die bereit waren, für Jesus und ihren Glauben an den Erlöser zu sterben, was sie antrieb und woher sie die Kraft nahmen. Auch darauf versuchen die Autoren eine Antwort zu geben. (W.O.)
Sr. Anna M. Hankel, Pfr. Winfried Pietrek: Unterwegs mit Christus. Christliche Mitte 2024. Ahlkener Str. 1, 59329 Wadersloh. 10 Euro www.Christliche-Mitte.de.