© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 44/24 / 25. Oktober 2024

Filmkritik / Mord, Geheimnisse und Intrigen – Eine Hommage an den Film Noir
Düstere Kulissen
Werner Olles

Die Schwarze Serie bedeutete eine spezifische Periode der Filmgeschichte, wie der deutsche Expressionismus oder die französische Neue Welle. Gewöhnlich bezieht sich der Begriff Film Noir auf jene Hollywoodfilme der 1940er und frühen 1950er Jahre, die die Welt der dunklen, schlüpfrigen Großstadtstraßen, des Verbrechens und der Korruption porträtierten. Eine DVD-Box versammelt jetzt neun Neo-Noir-Klassiker.

In Jacques Derays „Brutale Schatten“ („Un homme est mort“, 1972) hat der Profikiller Lucien Bellon (Jean-Louis Trintignant) den Auftrag, den milliardenschweren Mafia-boß Victor Kovacs (Ted de Corsia) zu töten. Kühl inszeniert beschreibt der Film das albtraumhafte Klima einer für Lucien fremden Welt, in der er nur scheitern kann.

Michael Winners „Tote schlafen besser“ (1978) ist das Remake des berühmten Noir-Films „Tote schlafen fest“. Während in Howard Hawks Original von 1946 Humphrey Bogart die Rolle des Privatdetektivs Philip Marlowe spielte, übernimmt hier Robert Mitchum diesen Part und begibt sich in die Welt des „guten Bürgertums“ mit ihrem angeborenen Vermögen zu Lüge und Verrat.

In Louis Malles „Atlantic City, USA“ (1980) verhilft der Zufall dem alternden Möchtegern-Gangster Lou (Burt Lancaster) zum Einstieg ins Heroingeschäft und einer kurzen Liebesepisode mit seiner jungen Nachbarin (Susan Sarandon), die ihm sein schnell verdientes Geld wieder abnimmt.

„Das Auge“ („Mortelle randonneé“, 1983) von Claude Miller zeigt Michel Serrault in der Titelrolle eines gebrochenen Privatdetektivs, der den Verlust seiner Tochter nicht verwunden hat und eine junge mysteriöse Frau (Isabelle Adjani) verfolgt, die ihre Liebhaber ermordet, um an ihr Vermögen zu gelangen. Zunehmend verfällt er dem Wahn, sie müsse seine Tochter sein.

In Lee Tamahoris Thriller „Mulholland Falls – Nach eigenen Regeln“ („Mullholland Falls“, 1996) leitet Max Hoover (Nick Nolte) eine vierköpfige Sondereinheit des LAPD, die ihre Fälle mit zynischer Brutalität löst.

Samuel Fullers „Straße ohne Wiederkehr“ (1989), „Mississippi Delta – Im Sumpf der Rache“ (1996) von Phil Joanou und „In the Electric Mist – Mord in Louisiana“ (2009) von Bertrand Tavernier machen die Box zu einem Leckerbissen für Fans des Genres.


DVD: Mord, Geheimnisse und Intrigen – Eine Hommage an den Film Noir. Pidax Film 2024, Laufzeit etwa 950 Minuten