Die quartalsweise erscheinende Zeitschrift für Naturschutz Die Kehre befaßt sich im aktuellen Heft 18 mit dem Schwerpunktthema „Meer und Ozean“. Chefredakteur Jonas Schick beschreibt in seinem Vorwort, was der konservative Volkskundler Wilhelm Heinrich Riehl in seinen Studien im 19. Jahrhundert noch vorfand, und was heute im homogenisierenden Strom der globalen Moderne längst verwischt und bis auf fragmentarische Relikte verschwunden ist: das Volk und seine Landschaften in Gestalt und Form. Bereits zu Riehls Zeiten gab es räumliche Grenzen, Kap Arkona im Norden und Mönchsgut im Süden waren zwei voneinander abgetrennte Welten, vielfältig wie das gesamte Land. Aber auch das Wattenmeer der deutschen Nordsee und die nicht nur auf Rügen anzutreffenden Steilküsten der Ostsee unterscheiden die beiden Küstenregionen und prägen das örtliche Leben. Tatsächlich waren jedoch die Deutschen trotz der Hanse und der späteren Bestrebungen Kaiser Wilhelms II. im 19. Jahrhundert nie ein Seefahrervolk wie beispielsweise Portugiesen, Holländer oder vor allem die Engländer. Koloniale Abenteuer und die Vorherrschaft auf den Weltmeeren waren den Deutschen fremd.
Was dies alles mit Ökologie zu tun hat, erfährt der Leser in dem Beitrag „Im Maul des Walfischs – Umwelt und Politik im maritimen Zeitalter“. Den Publizisten Ernst Schumacher und dessen Klassiker „Small is beautiful. Die Rückkehr zum menschlichen Maß“ zitierend, heißt es hier: „Jetzt ist alles und jeder beweglich geworden. Alle Strukturen sind bedroht, und alle Strukturen sind in einem Ausmaße verwundbar wie nie zuvor.“ Ein hochentwickeltes Verkehrs- und Kommunikationssystem habe eine mächtige Wirkung, da sie die Menschen entwurzele. Daher bekräftigt Schumacher seine Auffassung von der Fixierung des Menschen auf seine Grenzen als Lösung der schwelenden Umweltkrise.
Dies unterstreicht auch der Soziologe Andreas Reckwitz mit seiner Analyse des an die Mittelklasse der Hochqualifizierten in den Metropolen gebundenen Liberalismus, der sich dadurch auszeichne, daß er das Regulierungsparadigma durch ein Dynamisierungsparadigma ersetzt habe. Der gesellschaftspolitische Linksliberalismus ziele auf die Auflösung der staatlichen sozial-korporatistischen Steuerungs- und Ordnungsbildung und damit auch auf die Auflösung der Natur, der Heimat und der ökologischen Ordnung.
Michael Beleites widmet sich dem Thema „Selbstversorgung – ein Weg ins Freie. Das Gärtnerhofkonzept“. Die großartige sechsseitige Fotoserie „Rauhe See“ von Mario Alexander Müller belohnt den fleißigen Leser mit eindrücklichen Bildern.
Kontakt: Oikos Verlag, Kurt-Beyer-Straße 2, 01237 Dresden. Das Einzelheft kostet 13 Euro, ein Jahresabo für vier Ausgaben 50 Euro. www.oikos-verlag.de