© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 44/24 / 25. Oktober 2024

Nicht nur höhere Netzentgelte lassen die Gaspreise 2025 enorm steigen
Der grüne Inflationsturbo
Marc Schmidt

Auch kommendes Jahr wird die grüne Inflation in Deutschland weiter angeheizt. Das liegt nicht nur an Angela Merkels Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) von 2019, das im „Greta-Wahn“ zusätzlich zur Energiesteuer eine jährlich steigende „CO₂-Bepreisung“ von Benzin, Diesel, Heizöl und Erdgas einführte. Die zu erwartende Kostensteigerung könnte beim Erdgas diesmal mehrere hundert Euro pro Privathaushalt ausmachen.

Warum? Das Gebäudeenergiegesetz („Heiz-Hammer“) in Verbindung mit den Zwangsplänen der Kommunen wird Neu- und Altbauten beim Heizungstausch vom Gasnetz trennen und in der Regel zur Wärmempumpe treiben. Zudem sinken die Gasverbrauchsmengen durch die laufende Deindustrialisierung. Die teuren Prozeßänderungen scheitern nicht nur am fehlenden „grünen“ Wasserstoff – Auslandsproduktion ist schlicht billiger. Als Folge verlagern sich die Kosten des Gasnetzbetriebs und der milliardenschweren Umrüstung auf Flüssigerdgas (LNG) auf immer weniger Gaskunden: die Netzentgelte für die Privathaushalte steigen. Dies veranlaßte die Gasnetzbetreiber dazu, bei Robert Habeck zu intervenieren.

Allerdings nicht mit dem Ziel, eine zukunftssichere Gasversorgung zu wirtschaftlichen Preisen zu ermöglichen. Die Stadtwerke haben auf ihre Anforderung hin die Möglichkeit erhalten, die wertvollen Gasnetze in ihren Bilanzen, die sie nach den Planungen („Klimaneutralität bis 2045“) in den nächsten 20 bis 30 Jahren nicht mehr brauchen, bereits ab 2025 stark abzuschreiben. Die Abschreibung senkt den buchhalterischen Wert der Netze, die in der Praxis unverändert funktionieren, um zukünftige Wertminderungen durch wegfallenden Bedarf und fern in der Zukunft liegende Kosten eines zumindest partiellen Rückbaus.

Was große Unternehmen also tun, um Gewinne und damit Steuerlast durch geringeres Vermögen in der Bilanz zu senken, wenden deutsche Gasnetzbetreiber an, um 2025 erstmals die Netzentgelte mit Billigung der grün geführten Bundesnetzagentur teilweise zu verdreifachen. Vor der Bundestagswahl 2025 sorgt der grüne Bundeswirtschaftsminister durch die Hintertür dafür, daß eine tatsächlich technologieoffene zukünftige Wirtschaftspolitik auch für seine wohl nicht-grünen Nachfolger kaum durchsetzbar oder bezahlbar wird.